Das Modellprojekt “Housing First” der Hamburger Sozialbehörde, das im Sommer 2022 ins Leben gerufen wurde, könnte schon bald noch mehr obdachlosen Menschen helfen. Etwa neun Monate vor dem geplanten Ende des Projekts plant die rot-grüne Regierungskoalition, das Programm auszuweiten und zusätzliche Mittel bereitzustellen. Dies könnte für viele Menschen, die auf Hamburgs Straßen leben, eine neue Chance bedeuten.
Ein neuer Ansatz für obdachlose Menschen
“Housing First” basiert auf einem simplen, aber wirkungsvollen Prinzip: Obdachlose Menschen erhalten zuerst eine Wohnung – und zwar ohne Vorbedingungen. Diese stabile Grundlage soll ihnen helfen, ihren Alltag zu organisieren und sich leichter an Unterstützungsangebote anzubinden. Das Projekt geht davon aus, dass viele Obdachlose erst in einem sicheren Wohnumfeld dazu in der Lage sind, ihre weiteren Herausforderungen anzugehen, sei es der Umgang mit Suchtproblemen, psychische Stabilität oder die Integration in die Arbeitswelt.
Erweiterung des Projekts: Mehr Wohnangebote und zusätzliche Mittel
Innerhalb von drei Jahren sollten ursprünglich 30 obdachlose Menschen eine dauerhafte Unterkunft über “Housing First” erhalten. Doch die Nachfrage ist groß, und die angedachten Wohnungen sind fast vollständig belegt. Angesichts dieser hohen Nachfrage plant die Sozialbehörde nun, noch in diesem Jahr zusätzliche Wohnangebote bereitzustellen. Diese neuen Wohnungen sind bereits zugesagt und sollen bald bezugsfertig sein. Zudem hat die rot-grüne Koalition angekündigt, das Projekt finanziell aufzustocken. Die Hamburgische Bürgerschaft soll in ihrer nächsten Sitzung über den entsprechenden Antrag entscheiden.
Erfolgsmodell aus anderen Ländern
Das “Housing First”-Konzept hat international bereits große Erfolge erzielt. Finnland gilt als Vorreiter, wo seit der Einführung des Programms im Jahr 2008 die Obdachlosenzahl halbiert wurde. Auch in Berlin gibt es seit 2018 ein “Housing First”-Programm, das zeigt, dass die Strategie in deutschen Großstädten funktioniert. Die Erfahrungen aus anderen Ländern und Städten verdeutlichen, dass stabile Wohnverhältnisse oft der erste Schritt zur Überwindung der Obdachlosigkeit sind.
Eine positive Zwischenbilanz in Hamburg
In Hamburg ist das “Housing First”-Modellprojekt eine Kooperation der Diakonie Hamburg, der Benno und Inge Behrens-Stiftung und des Evangelischen Kirchenkreises Hamburg Ost. Bereits ein Jahr nach Projektstart konnte der Trägerverbund eine positive Zwischenbilanz ziehen: Die meisten der vermittelten Personen haben es geschafft, dauerhaft in ihren Wohnungen zu bleiben und soziale Hilfen anzunehmen. Die persönliche Stabilität und Zufriedenheit der Teilnehmenden ist spürbar gestiegen – ein Erfolg, der nach Ansicht der Träger dafür spricht, das Projekt über den ursprünglich geplanten Zeitraum hinaus fortzuführen.
Ein langfristiger Weg zur Reduktion der Obdachlosigkeit
Die Erfahrungen und Erfolge des “Housing First”-Modells zeigen, dass die Lösung der Obdachlosigkeit durch reine Notunterkünfte und Übernachtungsplätze oft nur kurzfristige Hilfe bietet. Dauerhafte Wohnverhältnisse hingegen schaffen Perspektiven und helfen, den Kreislauf von Obdachlosigkeit, sozialer Isolation und gesundheitlichen Problemen zu durchbrechen. Die geplante Erweiterung des Projekts in Hamburg ist ein wichtiger Schritt, um die Obdachlosigkeit in der Stadt langfristig zu reduzieren und den Betroffenen eine echte Chance auf ein neues Leben zu bieten.
Ein Vorbild für weitere Städte?
Mit der Entscheidung, das “Housing First”-Projekt in Hamburg weiter auszubauen, setzt die Stadt ein Zeichen für ein modernes und menschenwürdiges Konzept im Umgang mit Obdachlosigkeit. Wenn sich dieser Ansatz als langfristig erfolgreich erweist, könnte Hamburg für weitere Städte in Deutschland zum Vorbild werden und zeigen, dass Obdachlosigkeit nicht nur gelindert, sondern durch innovative Konzepte tatsächlich bekämpft werden kann.
