Donald Trump hat erneut die US-Wahlen gewonnen, und wie bei seiner ersten Amtszeit polarisiert sein Erfolg weltweit – auch in Hamburg. Während einige Hamburger besorgt über die politischen Folgen sind, äußern andere vorsichtige Hoffnungen auf positive Impulse, insbesondere in den Bereichen Wirtschaft und Außenpolitik. Ich habe in Hamburg verschiedene Menschen zu ihren Eindrücken und Erwartungen befragt, um ein Stimmungsbild aus der Hansestadt zu bekommen.
„Das könnte uns wirtschaftlich treffen“ – die Unternehmerin
Sophie Müller (46) führt ein kleines Unternehmen im Hamburger Hafen und blickt mit gemischten Gefühlen auf Trumps erneuten Sieg. „Schon in seiner ersten Amtszeit hat Trump deutlich gemacht, dass er nur wenig von internationalen Handelsabkommen hält. Die USA haben unter ihm viele Handelsbarrieren aufgestellt, und das war für uns Exporteure in Hamburg nicht gerade leicht“, sagt sie und schaut dabei nachdenklich über die Container im Hafen.
„Ich hoffe, dass es nicht wieder so eine aggressive Handelsrhetorik gibt. Wir sind hier in Hamburg stark auf den internationalen Handel angewiesen, und wenn Trump erneut harte Sanktionen oder Zölle gegen Europa einführt, könnte das Unternehmen wie meines empfindlich treffen. Gleichzeitig sehe ich aber auch, dass er versucht hat, Arbeitsplätze in den USA zu schaffen. Vielleicht liegt darin auch eine Chance, wenn er diesmal fairer mit seinen internationalen Partnern umgeht,“ fügt sie vorsichtig hinzu.
„Mir bereitet die Polarisierung in der Gesellschaft Sorgen“ – der Sozialarbeiter
Jens Bergmann (32) arbeitet als Sozialarbeiter im Stadtteil Altona und ist besorgt über die gesellschaftliche Stimmung in den USA, die sich seiner Meinung nach auch auf Europa und Deutschland auswirkt. „Trumps Präsidentschaft hat die amerikanische Gesellschaft extrem polarisiert. Dieses Schwarz-Weiß-Denken, das er befördert, macht mir Sorgen. Die Leute sehen sich gegenseitig kaum noch als Menschen, sondern eher als politische Gegner,“ erklärt Jens.
„Auch in Hamburg sehe ich, dass die Gesellschaft in den letzten Jahren gespalten ist – ob durch die Diskussionen um den Klimawandel, Corona oder jetzt durch politische Themen aus den USA. Trump ist ein Symbol für eine harte, konfrontative Politik. Ich hoffe, dass wir in Deutschland nicht in eine ähnliche Richtung driften. Wir müssen aufpassen, dass wir hier zusammenbleiben,“ mahnt er eindringlich und hofft, dass diese Polarisierung auf Deutschland nicht überschwappt.
„Endlich jemand, der die Politik aufmischt“ – der skeptische Optimist
Auf dem Jungfernstieg treffe ich Martin Krämer (29), der Trump mit einer gewissen Sympathie betrachtet. „Ich finde es erfrischend, dass jemand wie Trump ins Weiße Haus gekommen ist. Die meisten Politiker machen doch nur Versprechungen und setzen dann nichts um. Trump polarisiert zwar, aber er hat zumindest einen klaren Kurs und setzt sich für das ein, was er verspricht,“ sagt Martin mit einem Lächeln.
Für ihn ist Trump jemand, der das politische System aufrüttelt und zeigt, dass es auch andere Wege gibt. „Natürlich ist er nicht perfekt, und ich stimme nicht in allem mit ihm überein. Aber ich denke, er setzt ein Zeichen gegen die verkrusteten Strukturen. Er zeigt, dass man Dinge ändern kann, auch wenn man gegen den Strom schwimmt. Vielleicht wird er diesmal offener gegenüber Europa sein, vielleicht öffnet das sogar neue Chancen für Deutschland und Hamburg,“ so Martin, der trotz seiner Skepsis auch mögliche Chancen sieht.
„Für die Umwelt ist das eine Katastrophe“ – die Umweltaktivistin
Für die Umweltaktivistin Lena Vogt (25) ist Trumps Sieg ein Rückschlag im Kampf gegen den Klimawandel. „In Hamburg sehen wir bereits die Auswirkungen des Klimawandels – sei es durch steigende Temperaturen oder häufigere Stürme. Dass ein Politiker wie Trump, der den Klimawandel leugnet und den Ausstieg aus dem Pariser Abkommen betrieben hat, wiedergewählt wurde, ist für mich eine Katastrophe,“ sagt sie entschlossen.
„Es ist schon schlimm genug, dass wir weltweit nur langsam Fortschritte im Klimaschutz machen. Mit Trump wird es wahrscheinlich noch schwerer, eine globale Einigung zu erreichen. Ich hoffe, dass die Europäische Union hier die Führung übernimmt und zeigt, dass wir auch ohne die Unterstützung der USA weiterkommen können,“ ergänzt sie. Für sie ist Hamburg als Hafenstadt besonders gefährdet, und sie fordert, dass man hier entschlossener gegen die Klimapolitik Trumps Stellung bezieht.
„Eine Chance für Deutschland, selbstbewusster aufzutreten“ – der Politikstudent
Am Universitätscampus der Universität Hamburg treffe ich Felix Schröder (22), der Politikwissenschaften studiert. Für ihn ist Trumps Wahlsieg eine Gelegenheit, dass Deutschland und Europa selbstbewusster in der Weltpolitik auftreten. „Trumps Politik hat oft gezeigt, dass die USA nicht mehr bereit sind, sich in alles einzumischen oder die Welt zu ‚führen‘. Das sehe ich durchaus als Chance für Deutschland und Europa,“ meint Felix.
„Wenn die USA sich zurückziehen und sich zunehmend auf sich selbst konzentrieren, können wir in Europa vielleicht neue Partnerschaften aufbauen und unabhängiger handeln. Hamburg als wichtige Handels- und Hafenstadt könnte von stärkeren Beziehungen zu Asien und Afrika profitieren. Vielleicht müssen wir uns einfach darauf einstellen, dass wir uns auf uns selbst verlassen und unsere eigene Rolle in der Weltpolitik finden,“ fügt er hinzu.
Zwischen Unsicherheit und vorsichtiger Hoffnung
Die Meinungen in Hamburg zu Trumps Wahlsieg sind ebenso vielfältig wie die Menschen, die in der Hansestadt leben. Während einige die Folgen für den Handel und die Umwelt mit Sorge betrachten, sehen andere in Trumps Politik eine Gelegenheit, verkrustete Strukturen aufzubrechen oder die Eigenständigkeit Deutschlands zu fördern. Fest steht: Trumps Wiederwahl sorgt auch in Hamburg für gemischte Gefühle und zeigt, dass seine Politik weit über die amerikanischen Grenzen hinaus Wellen schlägt.
