Google zeigt erneut, wer im digitalen Ökosystem das Sagen hat. Mit einem sogenannten „Test“ demonstriert der Tech-Gigant, was passiert, wenn Nachrichteninhalte aus der Google-Suche, Google News und Discover entfernt werden. Offiziell will der Konzern damit „Daten über Nachrichtenergebnisse in der EU“ erheben, in Wahrheit ist es eine Machtdemonstration, die zeigt, wie abhängig die Presse von der Plattform ist.
Eine Lektion in Herrschaftskommunikation
Die Mitteilung von Googles Geschäftsführerin für „News und Verlagspartnerschaften“, Sulina Connal, im Unternehmensblog liest sich wie ein typisches Beispiel moderner Machtkommunikation. Die Sprache ist feinsäuberlich verklausuliert, die Botschaft jedoch unmissverständlich: Google beugt sich den EU-Gesetzen und den Forderungen nach mehr Transparenz im Umgang mit Nachrichteninhalten – aber zu seinen eigenen Bedingungen.
Der „Test“ sieht vor, dass Google in neun EU-Ländern – darunter Frankreich, Spanien, Italien und die Niederlande – für ein Prozent der Nutzer keine Inhalte von EU-Nachrichtenverlagen anzeigt. Inhalte von Verlagen außerhalb der EU bleiben sichtbar. Ziel sei es, „die Auswirkungen von Nachrichteninhalten auf die Nutzung unserer Produkte zu bewerten“, so Connal. Übersetzt heißt das: Google will beweisen, wie wenig die Verlage ohne die Plattform auskommen.
Wenn das Licht ausgeht
Was dieser „Test“ bedeutet, ist leicht vorstellbar: Die betroffenen Nachrichtenseiten werden einen massiven Einbruch im „Traffic“ erleben. Leser, die nicht gezielt nach einer bestimmten Quelle suchen, werden einfach woanders klicken – und die Verlage gehen leer aus.
Dies ist kein wissenschaftliches Experiment, sondern eine klare Botschaft an die EU und die Verlage: Seid zufrieden mit dem, was wir euch geben, denn ohne uns seid ihr nichts. Es ist Googles Art, auf die EU-Gesetzgebung und die Forderung nach fairer Vergütung für Inhalte zu reagieren.
Ein Stresstest für die Demokratie
Dieser Vorfall reiht sich ein in eine Serie von Machtdemonstrationen großer Tech-Konzerne gegen Regierungen und Institutionen. Während Elon Musk unverhohlen droht, die USA könnten aus der NATO austreten, wenn Europa nicht pariert, zeigt Google subtiler, aber ebenso deutlich seine Macht. Es geht hier nicht nur um Urheberrechte oder Vergütungen, sondern um die grundlegende Frage, wer die Regeln im digitalen Raum bestimmt.
Die EU, die versucht, Tech-Giganten zu regulieren, steht vor einer großen Herausforderung. Googles „Test“ offenbart, wie fragil die Position der Presse und letztlich auch der Demokratie in einer Welt ist, in der Informationen durch einige wenige Plattformen gesteuert werden.
Dies ist kein Test, sondern ein Weckruf – für die Verlage, die ihre Abhängigkeit hinterfragen müssen, und für die Politik, die sich nicht einschüchtern lassen darf. Denn wenn die Presse ihre Stimme verliert, verliert die Demokratie ihr Fundament.
