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Das Horrorhaus am Steindamm: Die offene Drogenszene, die Europa erschütterte

HamburgDas Horrorhaus am Steindamm: Die offene Drogenszene, die Europa erschütterte
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Lesedauer 3 Minuten

Der Steindamm im Hamburger Stadtteil St. Georg hat eine bewegte Geschichte – und eine düstere Vergangenheit. Besonders in den 1980er und frühen 1990er Jahren wurde die Straße und insbesondere das berüchtigte „Horrorhaus“ zum Symbol für die offene Drogenszene, die als eine der größten und gefährlichsten in ganz Europa galt. Was heute kaum vorstellbar scheint, war damals für die Anwohner und die Stadt Hamburg ein schier unlösbares Problem.

Das „Horrorhaus“ – Brennpunkt der Drogenszene

Das sogenannte „Horrorhaus“ am Steindamm 29 war in den 1980er Jahren ein Ort, an dem die dunklen Seiten der Gesellschaft sichtbar wurden. Das mehrstöckige Gebäude, äußerlich ein normales Wohn- und Geschäftshaus, entwickelte sich schnell zum Zentrum der offenen Drogenszene in St. Georg. Dealer, Drogenabhängige und Kriminelle gingen hier ein und aus. Innerhalb der schäbigen Wände des Hauses fanden nicht nur Drogenhandel und -konsum statt, sondern auch Gewalt, Überfälle und teils tödliche Auseinandersetzungen.

Anwohner berichteten von unhaltbaren Zuständen: Überfüllte Treppenhäuser, gebrauchte Spritzen auf den Fluren und ein ständiger Gestank nach Drogen, Müll und Verwesung. Viele Mieter, die das Gebäude ursprünglich bewohnten, zogen aus Angst vor der eskalierenden Gewalt aus. Das „Horrorhaus“ wurde zum Symbol des Scheiterns von Stadtpolitik und Sozialarbeit – ein Ort, an dem der Staat scheinbar die Kontrolle verloren hatte.

Die größte offene Drogenszene Europas

Parallel zum Horrorhaus entwickelte sich am Steindamm und in angrenzenden Straßen eine der größten offenen Drogenszenen Europas. Tausende Drogenabhängige aus ganz Deutschland und darüber hinaus strömten nach St. Georg, um Heroin, Kokain und andere Substanzen zu kaufen oder zu konsumieren. Der Steindamm galt als Umschlagplatz für harte Drogen, und die Dealer – oft aus internationalen Netzwerken – kontrollierten das Gebiet mit eiserner Hand.

Die Szene war geprägt von Elend, Gewalt und Verzweiflung. Offener Drogenkonsum auf der Straße, körperliche Auseinandersetzungen und ein drastischer Anstieg von Kriminalität – von Diebstahl bis hin zu schweren Gewaltdelikten – dominierten das Bild des Viertels. Für die Anwohner wurde der Alltag zur Belastung, für die Stadt Hamburg ein wachsendes politisches und soziales Problem.

Polizei und Politik: Ein Kampf gegen Windmühlen

Die Hamburger Polizei war in den 1980er Jahren mit der offenen Drogenszene überfordert. Razzien und Verhaftungen brachten nur kurzfristige Erleichterung, da die Dealerstrukturen schnell nachwuchsen. Die Politik versuchte mit unterschiedlichen Ansätzen gegenzusteuern, von repressiven Maßnahmen bis hin zu sozialarbeiterischen Projekten. Doch der Steindamm blieb ein Brennpunkt, der Hamburgs Ruf weit über die Stadtgrenzen hinaus belastete.

Auch Hilfsorganisationen und Sozialarbeiter waren vor Ort aktiv, um Drogenabhängigen medizinische Hilfe und Beratung anzubieten. Fixerstuben und Notschlafplätze sollten die schlimmsten Auswirkungen der Szene lindern, konnten das Problem jedoch nicht grundlegend lösen.

Der Wendepunkt: Der Kampf um St. Georg

In den frühen 1990er Jahren wurde klar, dass die Stadt Hamburg radikale Schritte unternehmen musste, um das Problem zu lösen. Mit einer Kombination aus massiver Polizeipräsenz, umfassender sozialer Hilfe und städtebaulichen Maßnahmen gelang es, die Drogenszene nach und nach aus St. Georg zu verdrängen.

Das „Horrorhaus“ wurde 1991 endgültig geräumt und später abgerissen. Auf dem Steindamm und in den umliegenden Straßen wurde die Drogenkriminalität zurückgedrängt, und das Viertel begann, sich langsam zu verändern.

Die Folgen: Wandel und Verdrängung

Der Kampf gegen die Drogenszene am Steindamm war erfolgreich, hinterließ jedoch tiefe Spuren. Viele Drogenabhängige wurden in andere Stadtteile verdrängt, und die Dealer verlagerten ihren Handel in andere Teile Hamburgs oder in das Umland. Der Steindamm selbst erlebte einen Wandel: Von einem Brennpunkt der Drogenkriminalität hin zu einem lebendigen, multikulturellen Viertel.

Doch die Vergangenheit ist nicht vergessen. Für ältere Anwohner und Zeitzeugen bleibt das „Horrorhaus“ ein Symbol für eine dunkle Zeit, in der die Stadt Hamburg an ihre Grenzen stieß.

Die Geschichte des Steindamms und des „Horrorhauses“ zeigt, wie schnell soziale Probleme eskalieren können, wenn sie nicht rechtzeitig angegangen werden. Sie ist aber auch ein Beispiel dafür, wie Politik, Polizei und Gesellschaft gemeinsam Lösungen finden können – auch wenn diese nicht immer perfekt sind. Heute erinnert nur noch wenig an die offene Drogenszene der 1980er Jahre, doch ihre Spuren bleiben Teil der Geschichte von St. Georg.

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