Hamburg boomt – doch der Erfolg hat seinen Preis. Mit über 15,9 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr ist die Hansestadt ein Magnet für Touristen aus aller Welt. Während viele Branchen von diesem Andrang profitieren, geraten einzelne Stadtteile zunehmend unter Druck. Besonders betroffen sind sechs Stadtteile, in denen die meisten Übernachtungen verzeichnet werden. In zwei von ihnen gibt es mittlerweile sogar mehr Hotelbetten als Einwohner, und in weiteren nähert sich dieses Verhältnis rasant an.
Tourismus-Hotspots überlastet
Stadtteile wie die Altstadt und St. Pauli stehen im Zentrum der Diskussion. Hier dominieren Tourismus und Hotellerie das Straßenbild. Einwohner klagen über steigende Mieten, zunehmenden Verkehr und die Belastung durch das permanente Besucheraufkommen. „Die Lebensqualität leidet massiv“, so ein Anwohner aus St. Pauli. „Es fühlt sich an, als wären wir nur noch Kulisse für den Massentourismus.“
Die Stadtpolitik reagiert. Erste Stimmen fordern eine Bettenobergrenze für besonders belastete Stadtteile. Ziel sei es, den Druck auf diese Hotspots zu verringern und den Tourismus gleichmäßiger auf die gesamte Stadt zu verteilen. „Wir brauchen eine Entlastung für diese Stadtteile“, betont ein Vertreter der Grünen. „Hamburg muss den Tourismus nachhaltiger gestalten.“
Kritik von der Wirtschaftsbehörde
Die Hamburger Wirtschaftsbehörde sieht solche Maßnahmen allerdings kritisch. „Nach den schweren Jahren der Pandemie ist die Tourismusbranche gerade erst wieder auf dem Weg der Erholung“, erklärt ein Sprecher. „Eine Bettenobergrenze würde die Existenz vieler kleiner Betriebe gefährden.“ Gerade für die Hotellerie, die von den Besuchermassen lebt, sei der Tourismus unverzichtbar. Zudem ist der wirtschaftliche Nutzen für die Stadt enorm: Von Gastronomie über Einzelhandel bis hin zu kulturellen Einrichtungen profitieren zahlreiche Branchen von den Touristen.
Wie realistisch ist eine Bettenobergrenze?
Die Diskussion um eine Begrenzung des Hotelangebots ist nicht neu. Bereits andere Großstädte wie Barcelona oder Amsterdam haben Maßnahmen ergriffen, um den Tourismus zu regulieren. In Hamburg wären solche Eingriffe jedoch mit rechtlichen und wirtschaftlichen Hürden verbunden. Ein Eingriff in die Hotelkapazitäten könnte nicht nur Klagen von Betreibern nach sich ziehen, sondern auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit Hamburgs gefährden.
Ein alternativer Vorschlag kommt aus der SPD: Anstatt Obergrenzen einzuführen, solle die Stadt gezielt andere Stadtteile fördern, um Touristenströme besser zu verteilen. „Wir müssen die Attraktivität von weniger bekannten Vierteln erhöhen“, so ein Fraktionssprecher. „Das würde nicht nur die Hotspots entlasten, sondern auch mehr Vielfalt in das touristische Angebot bringen.“
Der Spagat zwischen Wachstum und Lebensqualität
Hamburg steht vor einer schwierigen Aufgabe: Einerseits ist der Tourismus ein unverzichtbarer Wirtschaftszweig, der Arbeitsplätze schafft und die Stadt international bekannt macht. Andererseits wächst die Kritik der Einwohner, die ihre Viertel zunehmend als überlaufen empfinden. Ob eine Bettenobergrenze das richtige Mittel ist, bleibt fraglich – doch die Debatte zeigt, dass ein Umdenken im Umgang mit Tourismus unausweichlich ist.
Ein Hamburg für alle?
Die Herausforderung liegt darin, einen Weg zu finden, der sowohl den Interessen der Einwohner als auch den wirtschaftlichen Erfordernissen gerecht wird. Ein nachhaltiger Tourismus, der Rücksicht auf die Bedürfnisse der Stadtteile nimmt, könnte der Schlüssel sein. Bis dahin bleibt die Frage offen, ob Hamburg ein Tourismus-Magnet bleibt – oder ob es sich über seine Kapazitäten hinaus überlastet.

Yasmin Khan ist eine ausgebildete Journalistin aus London mit einem fundierten akademischen Hintergrund und jahrelanger Erfahrung im journalistischen Schreiben. Mit einem besonderen Gespür für Geschichten, die bewegen und informieren, hat Yasmin in renommierten Medienhäusern gearbeitet und sich auf Themen wie Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft spezialisiert. Ihre analytischen Fähigkeiten und ihre präzise Recherche machen sie zu einer vertrauenswürdigen Stimme in der Medienlandschaft. Yasmin bringt ihre internationale Perspektive und ihre Leidenschaft für ehrlichen, faktenbasierten Journalismus in jedes Projekt ein.