Hamburgs Sozialbehörde hat angekündigt, die Messehallen auch in diesem Winter wieder als Notunterkunft für geflüchtete Menschen zu nutzen. Vom 3. Dezember 2024 bis zum 16. Januar 2025 sollen bis zu 476 Personen in den Hallen untergebracht werden, um das nahezu ausgelastete Auffangsystem der Stadt zu entlasten. Bereits in den vergangenen zwei Jahren wurden die Hallen für denselben Zweck genutzt.
Kapazitäten am Limit
Laut der Sozialbehörde sind die öffentlich-rechtlichen Unterbringungsmöglichkeiten in Hamburg derzeit zu rund 97 Prozent ausgelastet. Zum 31. Oktober waren fast 47.000 Menschen in der Stadt untergebracht – ein Rekordwert, der die Grenzen der verfügbaren Kapazitäten deutlich macht. Über die Weihnachtszeit sollen die Messehallen zusätzliche Entlastung schaffen.
In der Notunterkunft wird es abgegrenzte Schlafbereiche mit Betten, Tischen, Stühlen und Spinden geben. Darüber hinaus stehen Waschmaschinen, WLAN und eine Spielfläche für Kinder zur Verfügung. Erwartet werden vor allem Familien, die übergangsweise einen Schutzraum finden sollen.
Notlösung ohne langfristige Perspektive
Die erneute Nutzung der Messehallen wirft Fragen nach der Nachhaltigkeit der Hamburger Flüchtlingspolitik auf. Kritiker bemängeln, dass die Stadt seit Jahren auf kurzfristige Lösungen setzt, anstatt langfristige Strategien für Unterbringung und Integration zu entwickeln.
“Die Unterbringung in Messehallen mag eine schnelle Entlastung bringen, doch sie ist weder menschenwürdig noch nachhaltig”, heißt es aus sozialen Initiativen. Gerade Familien mit Kindern benötigen ein stabiles Umfeld, das sie in einer provisorischen Unterkunft kaum finden können.
Belastung der städtischen Infrastruktur
Neben den humanitären Aspekten ist auch die Belastung der städtischen Infrastruktur ein Thema. Hamburgs Wohnraummangel und die begrenzten Ressourcen für die Integration von Geflüchteten stoßen zunehmend auf Kritik. Die temporäre Nutzung der Messehallen erscheint dabei eher wie ein Symbol für die Überforderung der Stadt, als wie eine strategische Maßnahme.
Ein Kreislauf aus Provisorien
Die Situation zeigt deutlich, dass Hamburgs Flüchtlingspolitik auf der Stelle tritt. Trotz der zunehmenden Zahl an Geflüchteten bleibt ein langfristiger Plan für dauerhafte Unterbringungsmöglichkeiten aus. Immer wieder greift die Stadt auf temporäre Lösungen zurück – mit unklaren Perspektiven sowohl für die Geflüchteten als auch für die ansässige Bevölkerung.
Obwohl die kurzfristige Unterbringung in den Messehallen notwendig scheint, bleibt die Frage, wie Hamburg künftig mit der steigenden Nachfrage nach Wohnraum und Integrationsangeboten umgehen will. Fest steht: Ohne neue Konzepte wird der Kreislauf aus Überforderung und Provisorien weitergehen.

Mathias von Lichtenfeld hat ein Studium im Bereich Journalismus absolviert und arbeitet hauptberuflich in einer renommierten Medienagentur. Neben seiner beruflichen Tätigkeit verfasst er regelmäßig Artikel für das Steindamm Magazin, in denen er über lokale Themen berichtet und seine journalistische Expertise einbringt.