Hamburg hat seine Eigenheiten – das merkt man schnell, wenn man durch die Stadt geht. Eine davon ist besonders auffällig: In der Hansestadt liest man häufig das Wort „Centrum“, während es bundesweit doch „Zentrum“ heißt. Doch warum ist das so? Was hat es mit dem C auf sich, wo die deutsche Rechtschreibung doch das Z vorschreibt? Die Antwort auf diese Frage führt uns in die historische Identität der Stadt und einen subtilen hanseatischen Stolz.
Der Grund, warum in Hamburg von einem „Centrum“ die Rede ist, liegt tief in der Geschichte der Stadt verwurzelt. Hamburg ist seit Jahrhunderten ein Handelszentrum mit internationaler Bedeutung. Schon im Mittelalter war die Stadt als Freie Hansestadt Teil der Hanse und pflegte enge Handelsbeziehungen zu anderen Städten und Ländern in Europa. Damals war Latein die Sprache des Handels und der Diplomatie – und in der lateinischen Sprache wird das Wort „Zentrum“ eben als „Centrum“ geschrieben.
Als Hamburg im 19. Jahrhundert zum modernen Wirtschafts- und Handelszentrum aufstieg, behielt die Stadt den lateinischen Ausdruck bei. Besonders in der Zeit der Industrialisierung, als das Stadtzentrum immer stärker als Handelsplatz ausgebaut wurde, etablierte sich der Begriff „Centrum“ in der städtischen Kommunikation und in der Architektur. Gebäude und Geschäftsstraßen wurden mit dem lateinischen Schriftzug versehen, der der Stadt einen internationalen, kosmopolitischen Anstrich verlieh. In Hamburg ging es immer darum, sich als weltoffene Handelsmetropole zu präsentieren – und „Centrum“ klang einfach eleganter und globaler als das schnöde „Zentrum“.
Während sich die moderne deutsche Rechtschreibung zunehmend durchsetzte und das „Zentrum“ zum Standard wurde, hielt Hamburg an seiner Tradition fest. Heute ist das „Centrum“ in Hamburg vor allem eine Reminiszenz an die glorreichen Tage der Hanse und den internationalen Einfluss der Stadt. Es ist eine sprachliche Tradition, die das Bewusstsein der Hamburger für ihre einzigartige Geschichte widerspiegelt. Ein bewusstes Zeichen dafür, dass man eben nicht wie jede andere deutsche Großstadt ist, sondern stolz auf seine historische Rolle als Tor zur Welt blickt.
Und tatsächlich gibt es bis heute Unterschiede zwischen dem Begriff „Centrum“ und „Zentrum“, die auch in der Bedeutung spürbar sind. In Hamburg bezieht sich „Centrum“ meist auf das Handelszentrum, auf den Kern des wirtschaftlichen Lebens, während „Zentrum“ eher geografisch definiert ist. Ein „Centrum“ ist also mehr als nur der Mittelpunkt auf der Landkarte – es ist der wirtschaftliche und kulturelle Brennpunkt, ein Ort des Austauschs und der Begegnung.
Was lernen wir daraus? Hamburg bleibt Hamburg. Und wenn es um die Eigenheiten dieser Stadt geht, hat Tradition hier oft Vorrang vor Regelkonformität. Das „C“ im „Centrum“ ist ein kleines, aber stolzes Zeichen der hanseatischen Unabhängigkeit und der bewussten Entscheidung, sich nicht immer dem Rest des Landes anzupassen. Und genau das macht Hamburg aus – eine Stadt mit Geschichte, Eigenwilligkeit und einem Gespür für Stil.
