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In den letzten Monaten warnen Drogenexperten und Strafverfolgungsbehörden zunehmend vor einer neuen, tödlichen Entwicklung in Hamburgs Untergrund. Immer häufiger wird Heroin mit Fentanyl gestreckt – einer synthetischen Droge, die weitaus stärker ist als Heroin selbst. Dieser gefährliche Trend hat bereits in anderen Teilen der Welt verheerende Folgen gehabt und nun scheint er Hamburg erreicht zu haben.
Fentanyl ist ein Opioid, das zur Schmerzbehandlung in der Medizin eingesetzt wird, jedoch in sehr kontrollierten Dosen verabreicht wird. Bereits kleinste Mengen können eine tödliche Überdosierung verursachen. Wenn Fentanyl in Heroin gestreckt wird, steigt das Risiko einer unabsichtlichen Überdosis dramatisch an, da Konsumenten oft nicht wissen, dass sie eine viel stärkere Substanz zu sich nehmen.
“Das ist eine extrem gefährliche Entwicklung”, erklärt ein Suchtberater aus Hamburg. “Fentanyl ist um ein Vielfaches potenter als Heroin, und wenn es nicht richtig dosiert wird, kann es sofort tödlich wirken.” Tatsächlich gab es in Hamburg in letzter Zeit eine Zunahme von Drogentoten, die auf eine Überdosierung mit Fentanyl zurückgeführt werden können. Die Behörden vermuten, dass der Mischkonsum von Heroin und Fentanyl in vielen Fällen die Ursache ist.
Für die Drogendealer hat das Strecken von Heroin mit Fentanyl klare wirtschaftliche Vorteile: Fentanyl ist billig herzustellen und bereits in winzigen Mengen wirksam. Dadurch können sie größere Mengen des Gemischs auf den Markt bringen und höhere Gewinne erzielen. Für die Konsumenten hingegen ist diese Praxis lebensgefährlich, da sie oft keine Ahnung haben, welche Dosis sie tatsächlich einnehmen.
Die Polizei und Rettungsdienste in Hamburg sind alarmiert. In den letzten Monaten mussten Notfallteams immer häufiger zu Fällen von Überdosierungen ausrücken, bei denen die übliche Behandlung mit Naloxon, einem Mittel zur Bekämpfung von Opioid-Überdosierungen, oft nicht mehr ausreichte. “Wir sehen eine Zunahme an Notfällen, bei denen selbst erfahrene Drogenkonsumenten überrascht von der Stärke der Droge sind”, berichtet ein Rettungssanitäter.
Die Stadt Hamburg hat auf diese Entwicklung bereits reagiert. In einigen Einrichtungen für Drogenkonsumenten werden jetzt spezielle Fentanyl-Teststreifen angeboten, mit denen die Konsumenten vor dem Gebrauch überprüfen können, ob ihre Drogen mit Fentanyl versetzt sind. Diese Maßnahme soll helfen, das Risiko einer Überdosierung zu verringern. “Es ist keine perfekte Lösung, aber es ist ein Schritt, um die Gefahr zu mindern”, erklärt eine Sprecherin eines lokalen Drogenhilfevereins.
Doch langfristig sehen Experten nur eine Möglichkeit, der wachsenden Bedrohung durch Fentanyl entgegenzuwirken: eine umfassendere Prävention und Aufklärung über die Gefahren dieser tödlichen Droge sowie eine bessere Versorgung für Menschen, die auf Drogen angewiesen sind. “Die Verfügbarkeit von sauberem Heroin in sogenannten Drogenkonsumräumen könnte helfen, das Risiko zu verringern”, so der Suchtberater. “Wir müssen den Menschen, die von harten Drogen abhängig sind, sichere Alternativen bieten.”
Hamburg steht damit vor einer großen Herausforderung. Fentanyl stellt eine neue Dimension der Drogenproblematik dar, die schnelles Handeln erfordert, um weitere Todesfälle zu verhindern. Während die Behörden die Überwachung und Strafverfolgung in der Drogenszene verstärken, bleibt die Gefahr auf den Straßen real – und die Zahl der Betroffenen wächst weiter.
