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Angela Merkels Memoiren: Eine Verteidigung ihrer Kanzlerschaft – mit gezielter Kritik an Trump und Putin

DeutschlandAngela Merkels Memoiren: Eine Verteidigung ihrer Kanzlerschaft – mit gezielter Kritik an Trump und Putin
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Lesedauer 3 Minuten

Angela Merkel hat ihre Erinnerungen veröffentlicht. Darin versucht die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin, die Deutungshoheit über ihre 16-jährige Amtszeit zurückzugewinnen. Kritisch analysiert sie die internationale Bühne, insbesondere Donald Trump und Wladimir Putin, während sie ihre eigene politische Bilanz als pragmatisch und analytisch verteidigt. Doch die Memoiren stoßen auf gemischte Reaktionen.

Ein Rückblick in die Vergangenheit

Angela Merkel, die Deutschland von 2005 bis 2021 regierte, war bekannt für ihren nüchternen und analytischen Führungsstil. Ihre Amtszeit endete inmitten globaler Herausforderungen wie der Corona-Pandemie und eines zunehmend autoritären Russlands. In ihren Memoiren, die nun als Vorabdruck veröffentlicht wurden, beschreibt sie sich selbst als eine Politikerin, die stets kühl analysierte, Kompromisse suchte und mit sich im Reinen ist.

„Es war immer mein Ziel, Deutschland in einer stabilen und verlässlichen Weise durch die Krisen zu führen“, schreibt Merkel. Doch während sie ihre eigene Amtszeit in einem positiven Licht zeichnet, wird deutlich, dass sie für einige der heutigen Probleme wenig Selbstkritik übt.

Kritik an Trump und Putin

Einen großen Teil ihrer Erinnerungen widmet Merkel den internationalen Herausforderungen, denen sie als Kanzlerin gegenüberstand. Besonders scharf kritisiert sie Donald Trump, dessen unberechenbares Verhalten und Abkehr von internationalen Vereinbarungen sie als belastend empfand. Sie beschreibt Treffen mit dem ehemaligen US-Präsidenten als „schwierige Verhandlungen, die oft die Grundlagen der transatlantischen Partnerschaft infrage stellten“.

Noch ausführlicher widmet sie sich Wladimir Putin, mit dem sie während ihrer Amtszeit eine enge, aber oft angespannte Beziehung pflegte. Merkel schildert Begegnungen, bei denen sie den russischen Präsidenten als kalkulierenden und skrupellosen Machtpolitiker wahrnahm. Sie verteidigt ihre Entscheidung, den Dialog mit Moskau aufrechtzuerhalten, auch nach der Annexion der Krim 2014. Gleichzeitig gesteht sie ein, dass die Annäherungspolitik gegenüber Russland nicht die erhoffte Wirkung zeigte: „Wir hatten gehofft, dass wirtschaftliche Verflechtungen eine stabilisierende Wirkung haben würden. Das war ein Irrtum.“

Merkel und die eigene Bilanz

Während sie bei der Bewertung internationaler Akteure scharfe Töne anschlägt, bleibt Merkel bei der Analyse ihrer eigenen Politik zurückhaltend. Kritische Themen wie die Flüchtlingskrise 2015, die Energiewende oder Deutschlands Abhängigkeit von russischem Gas werden zwar angesprochen, aber ohne tiefergehende Selbstkritik behandelt.

Zur Flüchtlingskrise schreibt sie: „Es war eine schwierige, aber notwendige Entscheidung, in einer humanitären Notlage zu handeln.“ Ihre Befürworter sehen darin weiterhin eine mutige Entscheidung, doch Kritiker werfen ihr vor, die sozialen und politischen Folgen nicht ausreichend berücksichtigt zu haben.

Auch die Energiewende, eines ihrer zentralen Projekte, wird in den Memoiren erwähnt. Merkel verteidigt den Ausstieg aus der Kernenergie nach der Fukushima-Katastrophe, gibt jedoch zu, dass der schleppende Ausbau erneuerbarer Energien und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen Fehler waren, die später korrigiert werden mussten.

Gemischte Reaktionen auf die Memoiren

Die ersten Reaktionen auf Merkels Memoiren zeigen ein gespaltenes Bild. Während ihre Unterstützer die Erinnerungen als ehrliche und kluge Analyse ihrer Amtszeit loben, kritisieren andere die mangelnde Reflexion über die Schwächen ihrer Politik.

„Merkel bleibt ihrem Stil treu: pragmatisch, analytisch und oft unnahbar“, schreibt ein Kommentator der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Doch genau diese Distanz könnte es sein, die den Leser davon abhält, wirklich Neues über die Kanzlerin zu erfahren.“

Ein Kommentator des Guardian merkt an, dass Merkel zwar mit klarem Blick auf die internationale Bühne schaue, aber wenig Bereitschaft zeige, eigene Versäumnisse einzugestehen. „Ihre Memoiren sind weniger eine kritische Auseinandersetzung als vielmehr eine Verteidigungsschrift ihrer Kanzlerschaft.“

Die Bedeutung der Memoiren für Merkels Vermächtnis

Angela Merkel hat zweifellos eine Ära geprägt. Ihre Memoiren bieten eine Gelegenheit, die zentralen Entscheidungen ihrer Kanzlerschaft aus erster Hand zu verstehen. Doch ob sie damit die Deutungshoheit über ihr Vermächtnis zurückgewinnen kann, bleibt fraglich.

In einer Zeit, in der Deutschland mit den Folgen ihrer Politik – von Energieabhängigkeit bis zu sozialen Spannungen – ringt, dürfte die Debatte um Merkels Rolle in der Geschichte noch lange anhalten. Ihre Memoiren zeigen vor allem eines: eine Politikerin, die überzeugt ist, dass sie in den entscheidenden Momenten das Richtige getan hat – auch wenn die Nachwelt das möglicherweise anders sieht.

Angela Merkels Memoiren sind ein Versuch, ihre Amtszeit im besten Licht darzustellen. Während ihre Analysen internationaler Akteure wie Trump und Putin präzise und nachvollziehbar sind, bleibt die Selbstkritik über die Folgen ihrer eigenen Politik begrenzt. Die Debatte über ihr politisches Erbe wird mit diesem Buch sicherlich nicht enden – vielmehr liefert es neuen Stoff für Diskussionen über die Stärken und Schwächen einer der einflussreichsten Politikerinnen der modernen deutschen Geschichte.

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