Die Drogenszene am Steindamm in Hamburgs Stadtteil St. Georg wächst seit Jahren unkontrolliert – ein Problem, das längst nicht mehr nur die Anwohner betrifft, sondern die gesamte Stadt belastet. Im Zentrum der Kritik steht die Hamburger Polizei, insbesondere die Wache 11, die für das Viertel zuständig ist. Trotz regelmäßiger Einsätze bleibt der Eindruck: Es fehlt an langfristigen Strategien und sichtbaren Erfolgen im Kampf gegen die Drogenszene.
Der Steindamm – ein Brennpunkt ohne Entspannung
Der Steindamm ist seit Jahren ein Brennpunkt für Drogenkriminalität, Straßenhandel und damit einhergehende Gewalt. Dealer agieren offen, Konsumenten nehmen in Hauseingängen und Parks Drogen, während Anwohner und Geschäftsleute über eine zunehmende Verwahrlosung des Viertels klagen. Trotz zahlreicher Polizeikontrollen scheint die Lage unverändert – oder gar schlimmer zu werden.
Ein Anwohner bringt es auf den Punkt: „Die Polizei kommt, nimmt jemanden mit, und am nächsten Tag ist der gleiche Dealer wieder da. Es fühlt sich an, als würden wir alleine gelassen.“
Symbolpolitik statt echter Maßnahmen?
Die Polizei-Wache 11 führt regelmäßig Schwerpunktkontrollen durch und meldet gelegentlich Erfolge wie Festnahmen oder die Beschlagnahmung von Drogen. Doch Kritiker werfen der Polizei vor, sich auf punktuelle Einsätze zu beschränken, anstatt nachhaltige Lösungen zu verfolgen. „Die Polizei zeigt Präsenz, aber ohne eine langfristige Strategie bleibt das alles nur Aktionismus“, kritisiert ein Experte für Kriminalitätsprävention.
Die Razzien und Festnahmen wirken oft wie symbolische Maßnahmen, die das eigentliche Problem nicht lösen. Der Drogenhandel bleibt, und die Strukturen dahinter – von Großhändlern bis hin zu organisierten Banden – werden nicht ausreichend angegangen.
Fehlende Ressourcen und Prioritäten
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Wache 11 ist personell und strukturell offenbar überfordert. In Gesprächen mit Polizeigewerkschaften wird immer wieder auf den Mangel an Ressourcen hingewiesen. „Wir brauchen mehr Beamte, die speziell für solche Brennpunkte ausgebildet sind, und eine bessere Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen“, fordert ein Polizeivertreter anonym.
Die Frage nach Prioritäten spielt ebenfalls eine Rolle. Während die Polizei auf größere Drogennetzwerke abzielt, fehlt es an Aufmerksamkeit für die Situation vor Ort. Viele Anwohner fühlen sich im Stich gelassen, da das offensichtliche Problem auf der Straße kaum bekämpft wird.
Soziale Maßnahmen bleiben aus
Neben der Kritik an der Polizei wird auch die fehlende soziale Unterstützung bemängelt. Experten sind sich einig, dass die alleinige Repression nicht ausreicht, um die Drogenszene nachhaltig zu bekämpfen. Es braucht Präventions- und Hilfsangebote, um Abhängigen Wege aus der Sucht zu ermöglichen und die Attraktivität des Steindamms für Dealer zu verringern. Doch hier herrscht Stillstand.
„Die Polizei kann das Problem nicht allein lösen“, erklärt ein Sozialarbeiter, der in St. Georg tätig ist. „Es fehlt an einem Gesamtkonzept, das Polizei, Politik und soziale Einrichtungen einbindet.“
Forderung nach einem Neustart
Die Situation am Steindamm ist ein Spiegelbild eines strukturellen Versagens, das weit über die Polizei-Wache 11 hinausgeht. Um die Krise zu bewältigen, braucht es einen grundlegenden Neustart: mehr Ressourcen für die Polizei, stärkere soziale Hilfsangebote und vor allem ein klares Signal der Politik, dass man die Probleme des Viertels nicht länger ignorieren will.
Bis dahin bleibt der Steindamm ein Symbol für eine gescheiterte Drogenpolitik – und für Anwohner ein Ort der Unsicherheit und Frustration.
