Hamburg geht als erste europäische Stadt einen mutigen Schritt in Richtung Zukunft der Mobilität. Ab Mitte nächsten Jahres sollen autonom fahrende Kleinbusse im urbanen Raum getestet werden. Das nun festgelegte Testgebiet umfasst 37 Quadratkilometer und erstreckt sich von der Elbe bis zum Stadtpark und vom Schlump bis Wandsbek – eine der anspruchsvollsten städtischen Umgebungen in Europa.
Europas erste Großstadt mit autonomen Kleinbussen
Die Idee autonomer Fahrzeuge ist nicht neu, doch Hamburg setzt als Vorreiter Maßstäbe: 20 Kleinbusse werden hier ab 2025 scheinbar wie von Geisterhand durch den Verkehr navigieren. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) erklärt: „Wir starten in einem der komplexesten Stadtgebiete, um direkt zu zeigen, wie gut diese Technologie funktioniert.“ Mit einer Förderung von 26 Millionen Euro vom Bund und der Unterstützung von Partnern wie der Hamburger Hochbahn und dem VW-Konzern wurde das Projekt in den letzten Jahren vorangetrieben.
Ein dicht besiedeltes Testgebiet
Das 37 Quadratkilometer große Testgebiet umfasst Teile der Hamburger Innenstadt und wichtige urbane Knotenpunkte. Hier leben rund 300.000 Menschen, die sich künftig an die neuen Fahrzeuge gewöhnen müssen. Die autonomen Busse sollen nicht nur technologisch überzeugen, sondern auch gesellschaftliche Akzeptanz finden.
„Um die Sicherheit zu gewährleisten, werden zu Beginn immer Sicherheitsfahrerinnen und -fahrer an Bord sein“, betont Tjarks. Erst wenn das System zuverlässig arbeitet, wird der Testbetrieb auf vollständig autonomes Fahren ausgeweitet.
Zunächst nur für Testnutzer
Die ersten Fahrten sind ausschließlich für ausgewählte Testpersonen vorgesehen. Zum Einsatz kommen dabei zwei Fahrzeugtypen: Die Viersitzer von MOIA, die an Sammeltaxis erinnern, und die Holon-Kleinbusse der Hamburger Hochbahn, die Platz für bis zu 15 Fahrgäste bieten. Der Testbetrieb soll zeigen, dass die autonomen Fahrzeuge nicht nur sicherer, sondern auch effizienter und nachhaltiger als konventionelle Fahrzeuge sind.
„Theoretisch sind die Computer hinter dem Steuer aufmerksamer als jeder Mensch“, erklärt ein Sprecher der Hochbahn. Genau das soll im Alltag getestet werden – von komplexen Kreuzungen bis hin zu spontanen Verkehrshindernissen.
Langfristige Vision: Autonome Mobilität für alle
Das ambitionierte Projekt ist jedoch nur der Anfang. Bis 2030 möchte Hamburg Tausende autonom fahrender Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr einsetzen. Damit soll nicht nur der Verkehr entlastet, sondern auch der CO₂-Ausstoß deutlich reduziert werden. „Autonomes Fahren ist ein zentraler Baustein für den klimafreundlichen Verkehr der Zukunft“, so Verkehrssenator Tjarks.
Herausforderungen und Potenzial
Hamburg wagt sich mit diesem Projekt in ein Terrain voller Herausforderungen: Wie werden die Bürger auf die neuen Busse reagieren? Können die Fahrzeuge in einem so dichten und dynamischen Stadtgebiet tatsächlich sicher und zuverlässig navigieren? Und wie schnell wird die Technologie zur Marktreife gelangen?
Doch die Chancen überwiegen: Autonome Fahrzeuge könnten die Mobilität revolutionieren. Sie bieten das Potenzial, den Verkehr effizienter zu gestalten, Fahrzeiten zu verkürzen und gleichzeitig Umweltbelastungen zu minimieren. Für eine Stadt wie Hamburg, die sich als Vorreiter für Innovation und Nachhaltigkeit versteht, ist dieses Projekt ein entscheidender Schritt.
Ein Blick in die Zukunft
Mit dem Start der autonomen Busse setzt Hamburg nicht nur ein Signal für Deutschland, sondern für ganz Europa. Das Projekt zeigt, dass die Hansestadt bereit ist, in die Mobilität der Zukunft zu investieren – mit Mut, Innovation und einer klaren Vision. Ob die Technologie hält, was sie verspricht, wird sich ab Mitte nächsten Jahres zeigen, wenn die ersten Kleinbusse zwischen Elbe und Stadtpark auf die Straße rollen. Bis dahin bleibt die Stadt gespannt, wie sich diese bahnbrechende Neuerung entwickeln wird.

Mathias von Lichtenfeld hat ein Studium im Bereich Journalismus absolviert und arbeitet hauptberuflich in einer renommierten Medienagentur. Neben seiner beruflichen Tätigkeit verfasst er regelmäßig Artikel für das Steindamm Magazin, in denen er über lokale Themen berichtet und seine journalistische Expertise einbringt.