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Hamburgs Intensivtäter: Abschiebung als Lösung?

FeuilletonHamburgs Intensivtäter: Abschiebung als Lösung?
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Lesedauer 2 Minuten

Intensivtäter, die wiederholt durch Straftaten auffallen, stellen in Hamburg – wie in vielen anderen Städten – eine Herausforderung für Justiz und Gesellschaft dar. Die öffentliche Debatte dreht sich dabei oft um eine scheinbar einfache Lösung: Warum werden diese Täter nicht in ihre Herkunftsländer abgeschoben? Doch die Antwort darauf ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheint.

Das Dilemma der Abschiebung

Einer der häufigsten Vorwürfe lautet, Hamburg sei zu zögerlich bei der Abschiebung von Straftätern. Kritiker verweisen auf Statistiken, die zeigen, dass ein kleiner Kreis von Personen für einen unverhältnismäßig hohen Anteil an bestimmten Delikten verantwortlich ist. Doch was auf den ersten Blick wie eine einfache Lösung aussieht, offenbart auf den zweiten Blick erhebliche Probleme – sowohl rechtlicher als auch humanitärer Natur.

Viele Intensivtäter haben ihre Wurzeln in Ländern, die keine gesicherten Rechts- und Lebensverhältnisse bieten. In Staaten mit instabilen politischen Systemen, Gewalt und Korruption ist ein Leben jenseits der Kriminalität oft schwer vorstellbar. Was soll ein junger Mensch, der in Hamburg aufgewachsen ist und sich an ein Leben in einer westlichen Gesellschaft gewöhnt hat, in einem Herkunftsland erwarten, in dem er als Fremder gilt? Abschiebung mag auf dem Papier eine Sanktion sein, doch in der Realität bedeutet sie oft die Rückkehr in ein noch prekäres Umfeld – ein Umfeld, das möglicherweise erst der Auslöser für die Migration war.

Rechtliche Hürden

Hinzu kommen rechtliche Herausforderungen. Das deutsche und europäische Recht setzt enge Grenzen für Abschiebungen, insbesondere wenn in den Herkunftsländern Menschenrechtsverletzungen drohen. Wer in ein Land abgeschoben werden soll, in dem Folter, politische Verfolgung oder unmenschliche Haftbedingungen an der Tagesordnung sind, genießt in Deutschland Schutz – und das aus gutem Grund. Auch Personen ohne Papiere oder mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus stellen die Behörden vor praktische Probleme: In viele Länder ist eine Rückführung schlicht nicht möglich, da die Herkunftsstaaten die Aufnahme verweigern.

Die Realität der Integration

Ein weiterer Aspekt, der in der Diskussion oft übersehen wird, ist die Frage der Integration. Viele Intensivtäter sind in Deutschland geboren oder aufgewachsen. Sie sprechen die Sprache, kennen die Kultur und haben hier ihren sozialen Bezugsrahmen – auch wenn dieser häufig problematisch ist. Eine Abschiebung würde diese Menschen nicht nur aus ihrer gewohnten Umgebung reißen, sondern auch den sozialen Kontext ignorieren, der zu ihrer Kriminalität beigetragen hat. Die eigentliche Frage müsste also lauten: Warum ist es nicht gelungen, diese Menschen frühzeitig aus kriminellen Strukturen herauszuholen?

Der Ruf nach Lösungen

Hamburg und andere Städte stehen vor der Herausforderung, Wege zu finden, mit Intensivtätern umzugehen, die sowohl rechtlich als auch gesellschaftlich tragbar sind. Das bedeutet, nicht nur nach einfachen Lösungen wie Abschiebung zu rufen, sondern auch präventive Maßnahmen auszubauen. Sozialarbeit, Bildung und gezielte Maßnahmen zur Integration könnten helfen, kriminellen Karrieren entgegenzuwirken. Es ist keine schnelle oder einfache Antwort, aber sie ist nachhaltiger als der Versuch, Probleme einfach „wegzuschieben“.

Die Diskussion über Intensivtäter und Abschiebungen ist emotional aufgeladen – und verständlicherweise von Frustration geprägt. Doch in einer demokratischen Gesellschaft müssen Lösungen über kurzfristige Scheinlösungen hinausgehen. Die Abschiebung mag ein populäres Schlagwort sein, doch sie löst die grundlegenden Probleme nicht. Hamburg steht vor der Aufgabe, eine Balance zwischen Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und sozialer Verantwortung zu finden. Einfache Antworten gibt es nicht – und das ist eine Wahrheit, die wir akzeptieren müssen.

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