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Interview mit einem Polizisten aus St. Georg: “Die Kriminalität und Drogenprobleme eskalieren – der Staat greift nicht durch”

InterviewInterview mit einem Polizisten aus St. Georg: “Die Kriminalität und Drogenprobleme eskalieren – der Staat greift nicht durch”
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Lesedauer 3 Minuten

In den letzten Jahren hat sich der Stadtteil St. Georg in Hamburg stark verändert. Einst bekannt für seine multikulturelle Vielfalt, wird er heute zunehmend von Gewalt, Drogen und Kriminalität überschattet. Ein anonymer Polizist, der seit vielen Jahren in St. Georg im Einsatz ist, schildert im Interview ein besorgniserregendes Bild der Lage. Er möchte anonym bleiben, um sich vor möglichen beruflichen Konsequenzen zu schützen, aber seine Worte sind deutlich: “Die Situation verschlechtert sich, und der Staat greift nicht effektiv ein.”

Wie haben sich die Zustände in St. Georg in den letzten Jahren verändert?

“Ich bin seit fast 15 Jahren im Einsatz, und ich habe den Niedergang des Stadtteils aus erster Hand miterlebt. Früher gab es in St. Georg immer Herausforderungen, aber mittlerweile wird es immer schlimmer. Vor allem die Kriminalität im Zusammenhang mit Drogen und die wachsende Zahl von Suchtkranken auf den Straßen sind besorgniserregend. Junkies sind überall, und sie scheuen nicht davor zurück, in der Öffentlichkeit Drogen zu konsumieren. Raubüberfälle, Körperverletzungen und Auseinandersetzungen zwischen Drogendealern gehören mittlerweile fast zum Alltag.”

Warum, glauben Sie, kann der Staat die Situation nicht unter Kontrolle bringen?

“Das Problem liegt nicht nur in St. Georg, sondern auch in der Art und Weise, wie der Staat mit diesen Herausforderungen umgeht. Die Gesetze sind nicht hart genug, und die Möglichkeiten für uns Polizisten, wirklich durchzugreifen, sind begrenzt. Selbst wenn wir Dealer oder gewalttätige Kriminelle festnehmen, sind sie oft nach wenigen Stunden wieder auf freiem Fuß. Es fehlt an Ressourcen, aber auch an politischem Willen, das Problem konsequent anzugehen. Oft fühlt es sich so an, als ob wir mit leeren Händen dastehen, während die Situation weiter eskaliert.”

Was macht Ihnen am meisten Sorgen?

“Am schlimmsten ist die völlige Verwahrlosung einiger Straßen, insbesondere im Bereich des Steindamms. Hier sind Suchtkranke, Dealer und Kleinkriminelle an der Tagesordnung. Es gibt Menschen, die in Hauseingängen schlafen, offen Drogen konsumieren und aggressiv werden, wenn sie unter Einfluss stehen oder Entzugserscheinungen haben. Das erzeugt natürlich auch Angst bei den Anwohnern, die mittlerweile oft nicht mehr aus dem Haus gehen, sobald es dunkel wird. Es wird immer schwieriger, das Sicherheitsgefühl der Bürger aufrechtzuerhalten.”

Glauben Sie, dass die Situation noch schlimmer wird?

“Ja, absolut. Wenn sich politisch und gesellschaftlich nichts ändert, wird es noch schlimmer. Der Zustrom von Drogen in den Stadtteil reißt nicht ab, und solange die Politik nicht bereit ist, härtere Maßnahmen zu ergreifen, werden wir als Polizisten wenig bewirken können. Es fehlt an Prävention und an echter Unterstützung für die Menschen, die auf der Straße leben. Aber gleichzeitig müssen wir auch gegen die Dealer und kriminellen Strukturen viel entschlossener vorgehen.”

Was würden Sie sich wünschen?

“Ich würde mir wünschen, dass die Politik endlich aufwacht und erkennt, wie ernst die Lage ist. Es braucht dringend härtere Gesetze gegen Drogenhandel und Gewaltkriminalität, aber auch mehr Unterstützung für die, die wirklich Hilfe benötigen. Prävention, soziale Arbeit und Rehabilitation sind wichtig, aber genauso wichtig ist es, den Druck auf die kriminellen Strukturen zu erhöhen. Sonst werden wir diese Spirale aus Gewalt und Sucht nie durchbrechen.”

Wie erleben Sie das im Alltag?

“Es frustriert mich und meine Kollegen, tagtäglich mit demselben Elend konfrontiert zu werden und zu wissen, dass wir nur die Symptome, aber nicht die Ursachen bekämpfen. Manchmal fühlt es sich an, als würden wir zusehen, wie der Stadtteil immer mehr verfällt, ohne dass wir etwas tun können. Wir sind überlastet, und es fehlen nicht nur die Mittel, sondern auch die Rückendeckung, um wirklich konsequent gegen die Kriminalität vorzugehen.”

Was können die Bürger von St. Georg tun?

“Die Menschen hier sind in einer schwierigen Lage. Viele haben Angst, und das ist verständlich. Doch es ist wichtig, dass die Bürger ihre Stimme erheben, sich organisieren und den politischen Druck erhöhen. Der Staat und die Stadtpolitik müssen wissen, dass die Menschen ein sicheres und lebenswertes Umfeld zurückhaben wollen. Nur gemeinsam können wir diesen Abwärtstrend stoppen.”

Das Interview zeichnet ein düsteres Bild der aktuellen Situation in St. Georg. Es verdeutlicht, dass die Herausforderungen groß sind und dringend gehandelt werden muss, um den Stadtteil vor dem völligen Niedergang zu bewahren. Der Polizist bleibt dennoch hoffnungsvoll, dass sich die Lage bessern könnte – wenn die richtigen Schritte unternommen werden.

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