Teil 1
Hamburg, St. Georg – Zwischen den belebten Straßen, kulturellen Kontrasten und der lebhaften Vielfalt von St. Georg scheint das Leben oft rastlos zu pulsieren. Doch für viele Bewohnerinnen und Bewohner bleibt der Alltag geprägt von Planlosigkeit und Routine. Dabei könnte genau hier eine Lösung liegen: Mehr Sport und Bewegung, die nicht nur Körper und Geist stärkt, sondern auch den sozialen Zusammenhalt fördert. Doch der Weg dahin ist nicht für alle einfach – denn Sport bedeutet mehr als nur Aktivität.
Warum Sport in St. Georg mehr Aufmerksamkeit verdient
St. Georg ist ein Stadtteil, der von seiner Vielfalt lebt. Von alteingesessenen Familien bis zu neu angekommenen Migranten – die Bevölkerung ist so bunt wie die Fassaden der Gebäude. Doch die sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede sind genauso sichtbar. Während einige in Fitnessstudios oder auf gut ausgestatteten Sportplätzen trainieren, fehlt anderen schlichtweg der Zugang zu den nötigen Ressourcen.
„Sport ist für mich Luxus“, sagt eine alleinerziehende Mutter aus der Langen Reihe. „Ich habe oft nicht mal Zeit für mich selbst, geschweige denn für Sport.“ Doch gerade in einem Stadtteil wie St. Georg, wo viele Menschen in prekären Verhältnissen leben, könnte Sport ein Mittel sein, um Gesundheit, Selbstwertgefühl und Gemeinschaft zu fördern.
Die Herausforderung der Hygiene: Frische Wäsche ist keine Selbstverständlichkeit
Ein oft übersehener Aspekt, der Menschen vom Sport abhält, ist die Frage nach Hygiene und frischer Wäsche. „Viele von uns vergessen, dass nicht jeder nach dem Joggen oder Fußballspiel die Möglichkeit hat, sich frisch zu machen oder saubere Kleidung zu tragen“, erklärt ein Sozialarbeiter aus St. Georg.
Für Menschen, die auf öffentliche Unterkünfte angewiesen sind oder in Wohnungen ohne Waschmaschinen leben, ist das Waschen von Sportkleidung eine Herausforderung. „Ich gehe ungern ins Fitnessstudio, weil ich oft nicht weiß, wie ich meine Kleidung sauber halten soll“, berichtet ein junger Mann, der in einer Gemeinschaftsunterkunft lebt.
Hygiene ist eng mit Würde verbunden. Das Fehlen von Möglichkeiten, sich frisch zu machen, hält viele Menschen davon ab, überhaupt mit Sport anzufangen. Initiativen, die Sportangebote fördern, müssen daher auch diese grundlegenden Bedürfnisse berücksichtigen.
Initiativen, die Hoffnung machen
Trotz dieser Herausforderungen gibt es in St. Georg bereits einige Projekte, die versuchen, Sport für alle zugänglich zu machen. Ein Beispiel ist das Programm „Sport für alle“, das kostenlose Fitnesskurse im Lohmühlenpark anbietet. Die Kurse richten sich gezielt an Menschen mit geringem Einkommen und fördern nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch den Austausch zwischen verschiedenen Kulturen.
Ein weiteres Projekt ist die Kooperation zwischen lokalen Sportvereinen und gemeinnützigen Organisationen. Hier wird nicht nur Sportausrüstung bereitgestellt, sondern auch Waschmöglichkeiten für Sportkleidung angeboten. „Wir wollen keine Ausreden zulassen“, sagt eine der Organisatorinnen. „Jeder soll die Chance haben, Sport zu machen, ohne sich Gedanken über frische Kleidung oder Duschen machen zu müssen.“
Der soziale Aspekt von Sport
Sport hat die Kraft, nicht nur den Körper, sondern auch die Seele zu stärken. In einem Stadtteil wie St. Georg, der oft mit sozialen Spannungen zu kämpfen hat, kann Sport als verbindendes Element wirken. Gemeinsames Laufen, Fußballspielen oder Yoga im Park fördert den Austausch zwischen Menschen, die sonst vielleicht wenig miteinander zu tun hätten.
„Ich habe beim Volleyball im Park Leute kennengelernt, mit denen ich sonst nie gesprochen hätte“, erzählt eine junge Frau, die regelmäßig an offenen Sporttreffen teilnimmt. „Es hat mir geholfen, mich in diesem Stadtteil mehr zuhause zu fühlen.“
Was jetzt passieren muss
Um mehr Menschen in St. Georg für Sport zu begeistern, braucht es nicht nur Angebote, sondern auch Sensibilität für die Hürden, die viele Menschen überwinden müssen. Hier sind Politik, Stadtteilinitiativen und lokale Vereine gleichermaßen gefragt.
• Kostenfreie Angebote ausbauen: Sport sollte für alle zugänglich sein, unabhängig vom Einkommen. Kostenfreie Kurse und Veranstaltungen könnten ein erster Schritt sein.
• Hygienemöglichkeiten schaffen: Öffentliche Duschen und Waschmöglichkeiten, speziell für Menschen mit wenig Ressourcen, könnten die Teilnahme an Sportangeboten erleichtern.
• Bewusstseinsbildung fördern: Kampagnen, die die Vorteile von Sport für Körper und Geist betonen, können Menschen motivieren, aktiv zu werden.
Ein Stadtteil in Bewegung
St. Georg hat das Potenzial, ein Vorbild für andere Stadtteile zu werden, wenn es darum geht, Menschen durch Sport zu vereinen. Der erste Schritt ist getan, doch es gibt noch viel zu tun.
„Sport ist mehr als Bewegung“, fasst es ein Trainer eines lokalen Vereins zusammen. „Er ist ein Mittel, um Menschen zusammenzubringen, Barrieren zu überwinden und ein Gefühl von Gemeinschaft zu schaffen. Und genau das brauchen wir in St. Georg.“
Die Vision? Ein Stadtteil, in dem Sport nicht nur Gesundheit, sondern auch Hoffnung und Zusammenhalt bringt – und in dem niemand ausgeschlossen wird, nur weil frische Wäsche oder ein hygienischer Ort zum Umziehen fehlen. Es ist ein langer Weg, aber jeder Schritt zählt.
