Hamburg – Zum 1. Januar 2025 steigen die Ticketpreise des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) erneut – um durchschnittlich 5,2 Prozent. Während sich der HVV auf die Inflationsrate beruft, wächst die Kritik an der erneuten Kostensteigerung. Ist die Preiserhöhung gerechtfertigt, oder verliert der Nahverkehr dadurch weiter an Attraktivität?
HVV begründet Preiserhöhung mit Inflation
Laut HVV orientiere sich die Preisanpassung an der Inflationsrate der vergangenen drei Jahre. Besonders betroffen sind Wochen- und Monatskarten, deren Preise um 9 Euro steigen. Auch die Kurzstrecke und die Tarifzone AB/2 Ringe werden teurer, wenn auch „nur“ um 10 Cent.
„Wir passen die Preise moderat an und bieten weiterhin Vergünstigungen für online gekaufte Tickets“, erklärte ein Sprecher des HVV. Immerhin: Die Ganztageskarte für den Tarifbereich AB/2 Ringe wird um einen Euro günstiger und kostet künftig 7,80 Euro statt 8,80 Euro.
Vergleich mit dem Deutschlandticket
Die Preiserhöhung erfolgt parallel zur Anhebung des Deutschlandtickets, das ab Januar 2025 bundesweit 58 Euro kosten wird – ein Anstieg von 49 Euro. Mehr als 80 Prozent der Wege im HVV werden laut Behörde mit dem Deutschlandticket zurückgelegt. Fast 200.000 Schüler in Hamburg profitieren zudem weiterhin von einem kostenlosen Deutschlandticket.
Kritik: Belastung statt Anreiz
Die Ankündigung der Preiserhöhung sorgt jedoch für heftige Kritik. Dennis Thering, Fraktionschef der CDU in der Hamburger Bürgerschaft, bezeichnete die Maßnahme als „unattraktiv“ und „belastend“. Besonders ältere Menschen würden durch die steigenden Preise stark getroffen. Thering forderte erneut ein vergünstigtes Seniorenticket.
„Diese Preisanpassungen schrecken Fahrgäste ab, anstatt sie für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen“, erklärte Thering. Auch viele Pendlerinnen und Pendler äußern Unmut über die ständigen Preissteigerungen.
Ist die Preiserhöhung gerechtfertigt?
Die Preisanpassungen werfen die Frage auf, ob der HVV damit seinen eigentlichen Auftrag – den öffentlichen Nahverkehr attraktiv und zugänglich zu gestalten – noch erfüllt. Gerade in einer Zeit, in der die Verkehrswende und die Reduktion von CO₂-Emissionen zentral sind, wirken Preissteigerungen kontraproduktiv.
Laut Verkehrsverbänden führen hohe Ticketpreise dazu, dass mehr Menschen wieder auf das Auto umsteigen. „Wer Menschen dazu bringen will, auf den Nahverkehr umzusteigen, darf nicht ständig die Preise erhöhen“, kommentierte ein Vertreter des Fahrgastverbands Pro Bahn.
Unklare Prioritäten
Während die Kosten für Fahrgäste steigen, bleibt unklar, wie diese zusätzlichen Einnahmen verwendet werden sollen. Der HVV steht seit Jahren in der Kritik, zu wenig in die Modernisierung und den Ausbau seines Angebots zu investieren.
Hamburgs Infrastruktur zeigt weiterhin Schwachstellen: Überfüllte Züge, unpünktliche Verbindungen und fehlende Kapazitäten zu Stoßzeiten stehen einem wachsenden Bedarf gegenüber. Viele Bürger fragen sich, ob die Einnahmen aus den Preiserhöhungen tatsächlich zu einem besseren Service führen oder nur die steigenden Betriebskosten decken sollen.
Belastung statt Verkehrswende?
Die erneuten Preiserhöhungen werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen des öffentlichen Nahverkehrs. Während der HVV versucht, die gestiegenen Kosten durch höhere Preise auszugleichen, droht die Attraktivität des Nahverkehrs weiter zu sinken.
Angesichts steigender Lebenshaltungskosten, insbesondere für ältere Menschen und Familien, erscheint die Erhöhung der Ticketpreise als falsches Signal. Wenn der HVV langfristig Fahrgäste gewinnen will, braucht es mehr als Preissteigerungen – nämlich ein bezahlbares, zuverlässiges und modernes Nahverkehrsangebot.
Die Frage bleibt: Ist es gerechtfertigt, Fahrgäste immer tiefer in die Tasche greifen zu lassen, während die Qualität des Nahverkehrs stagniert? Viele Hamburgerinnen und Hamburger sehen das skeptisch.
