Hamburgs Stadtteil St. Georg steht vor einem Kollaps. Einst bekannt für seine Vielfalt und Lebendigkeit, ist das Viertel heute ein Symbol für soziale Probleme, Drogenkriminalität und vernachlässigte öffentliche Ordnung. Mütter mit Kindern müssen an Drogenabhängigen vorbei, teure Wohnungen leiden unter verdreckten Eingängen, und Crack dominiert die Straßen. Der Zustand ist für viele Anwohner unerträglich – und die Verantwortlichen scheinen keine Lösung zu haben.
Ein Viertel im Abstieg
Die Straßen von St. Georg, insbesondere rund um den Steindamm und den Hansaplatz, sind geprägt von offenkundiger Verelendung. Drogenabhängige konsumieren öffentlich Crack, Müll und Spritzen liegen in Parks und Hauseingängen, und der Geruch von Urin durchzieht viele Ecken des Viertels. Besonders die Bremer Straße und die Adenauerallee gelten als Hotspots für Drogenhandel und -konsum.
„Ich habe Angst, meine Kinder hier zur Schule zu bringen“, sagt eine Mutter, die in der Nähe des Hansaplatzes lebt. „Jeden Morgen müssen wir an Menschen vorbei, die Crack rauchen oder am Boden liegen.“ Solche Szenen sind inzwischen Alltag in St. Georg, und für viele Anwohner hat sich das Sicherheitsgefühl deutlich verschlechtert.
Teure Wohnungen, katastrophale Zustände
Ironischerweise bleibt St. Georg trotz dieser Probleme ein begehrtes Wohnviertel mit steigenden Mietpreisen. Doch die Realität in den teuren Wohnhäusern steht in krassem Gegensatz zu den Erwartungen der Bewohner. „Wir zahlen 1.800 Euro Miete und müssen durch einen Eingang gehen, der regelmäßig mit Fäkalien, Urin und Drogenbesteck verdreckt ist“, berichtet ein frustrierter Mieter.
Die Hausverwaltungen sind oft überfordert oder ignorieren die Beschwerden der Bewohner, während die Stadt es nicht schafft, die öffentliche Ordnung wiederherzustellen. Viele Bewohner fühlen sich im Stich gelassen.
„Crack City“: Hamburgs neuer Beiname
Die zunehmende Verbreitung von Crack hat St. Georg einen neuen Beinamen eingebracht: „Crack City“. Die Droge ist billig, schnell verfügbar und hat in Hamburg eine beispiellose Verbreitung erreicht. Anders als bei Heroin gibt es für Crack keine Ersatzmedikamente, die den Konsum eindämmen könnten. Die Folge: Abhängige sind noch verzweifelter, aggressiver und gesundheitlich stark beeinträchtigt.
„Wir sehen immer mehr Menschen, die durch den Crack-Konsum völlig zerstört sind. Sie sind wie lebende Tote“, sagt ein Sozialarbeiter, der seit Jahren in St. Georg tätig ist. Die öffentliche Präsenz der Abhängigen trägt zur Verunsicherung der Anwohner bei und verschärft das negative Image des Viertels.
Anwohner sind frustriert und enttäuscht
Viele Bewohner fühlen sich von der Politik und den Behörden im Stich gelassen. Die Maßnahmen der Stadt – von verstärkter Polizeipräsenz bis hin zu sozialen Projekten – scheinen nicht auszureichen, um die Probleme in den Griff zu bekommen. „Es wird geredet, aber nichts verändert sich“, sagt eine ältere Bewohnerin. „Wir müssen zusehen, wie unser Viertel den Bach runtergeht.“
Die Situation hat auch zu einem Anstieg von Beschwerden und Protesten geführt. Immer mehr Anwohner schließen sich zusammen, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Doch bisher blieben ihre Forderungen nach mehr Sicherheit und Sauberkeit ohne spürbare Ergebnisse.
Was muss geschehen?
Experten fordern ein umfassendes Konzept, um St. Georg wieder lebenswert zu machen. Dazu gehören:
1. Konsequente Drogenpolitik: Mehr Unterstützung für Abhängige und gleichzeitig härteres Durchgreifen gegen den Handel.
2. Bessere Infrastruktur: Regelmäßige Reinigung der öffentlichen Bereiche und Hauseingänge.
3. Präsenz und Prävention: Mehr Polizeikontrollen, aber auch langfristige soziale Maßnahmen, um die Ursachen der Probleme anzugehen.
Ein Viertel in der Krise
St. Georg ist ein Stadtteil, der dringend Hilfe braucht. Ohne klare Strategien und konsequentes Handeln wird sich die Situation weiter verschärfen. Für viele Anwohner ist der Zustand bereits jetzt untragbar. Hamburg darf St. Georg nicht aufgeben – doch die Frage bleibt: Wann wird endlich gehandelt?
