Ein geplanter Terroranschlag in Hof, bei dem angeblich Bundeswehrsoldaten mit Macheten angegriffen werden sollten, sorgte Mitte September für große Aufregung. Die Ermittler nahmen einen 27-jährigen Syrer fest, der beschuldigt wurde, diesen Angriff vorzubereiten. Doch jetzt, nur wenige Monate später, ist der Mann wieder auf freiem Fuß – und die Ermittlungen haben eine neue Wendung genommen.
Dramatische Festnahme aufgrund eines Hinweises
Ausgelöst wurde der Fall durch einen Hinweisgeber aus dem Umfeld des Syrers, der den Behörden berichtete, dass der 27-Jährige während der Mittagspause in der Innenstadt möglichst viele Bundeswehrsoldaten angreifen wolle. Um seine Aussage zu untermauern, übergab er den Ermittlern einen Rucksack mit einer Machete, die angeblich dem Beschuldigten gehörte.
Die Ermittler handelten schnell: Der Syrer wurde in Hof festgenommen und wegen des Verdachts auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat in Untersuchungshaft genommen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann lobte damals das sofortige Eingreifen der Sicherheitsbehörden. „Der Schutz unserer Bevölkerung steht an oberster Stelle“, sagte er.
Ermittlungen bringen keine Beweise
Doch mit der Zeit zerfielen die Anschuldigungen. Die Generalstaatsanwaltschaft München teilte mit, dass sich weder der Verdacht auf eine radikal-islamische Ideologie noch auf konkrete Anschlagspläne erhärten ließ. Nach eingehender Untersuchung der Beweismittel, darunter die angeblich vom Syrer stammende Machete, wurde der Mann am 7. November aus der Haft entlassen.
Die Festnahme sei zwar gerechtfertigt gewesen, erklärte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, da die Hinweise zunächst schlüssig wirkten. Doch letztlich habe sich der dringende Tatverdacht nicht bestätigt. Dem 27-Jährigen steht nun eine Entschädigung für die Untersuchungshaft zu.
Neue Ermittlungen gegen den Hinweisgeber
Stattdessen richten sich die Ermittlungen nun gegen den Hinweisgeber. Der Verdacht: Der Mann könnte den Syrer absichtlich falsch beschuldigt haben, möglicherweise im Zusammenhang mit einem Streit über Drogengeschäfte. Ein entsprechendes Verfahren wegen falscher Verdächtigung wurde eingeleitet. Gleichzeitig prüft die Staatsanwaltschaft Hof mögliche Verbindungen des Hinweisgebers zum Handel mit Betäubungsmitteln.
Politische und soziale Reaktionen
Der Fall löste in Hof große Besorgnis aus. Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) sprach damals von einer „beispiellosen Situation“ in der Stadt. Der Verdacht auf einen möglichen Terroranschlag nur wenige Tage nach dem mutmaßlichen Angriff auf das israelische Generalkonsulat in München hatte die Alarmbereitschaft zusätzlich erhöht.
Einblick in das Leben des Beschuldigten
Der 27-jährige Syrer war vor etwa zehn Jahren nach Deutschland gekommen und lebt seitdem mit subsidiärem Schutzstatus, der ihm aufgrund der Lage in seinem Heimatland ein Bleiberecht gewährt. Trotz einer früheren Verurteilung in Österreich wegen Schleusung wurde keine Abschiebung angestrebt. Nach Verbüßung einer Haftstrafe war er 2019 wieder freigekommen.
Ein schwerwiegender Fehler oder gezielte Täuschung?
Der Fall wirft Fragen über den Umgang mit Verdachtsmeldungen und die Sensibilität im Umgang mit beschuldigten Personen auf. Während die Ermittlungen gegen den Hinweisgeber noch laufen, bleibt für den freigesprochenen Syrer ein bitterer Nachgeschmack – und die Erinnerung an Monate in Haft für eine Tat, die er nicht begangen hat.

Mathias von Lichtenfeld hat ein Studium im Bereich Journalismus absolviert und arbeitet hauptberuflich in einer renommierten Medienagentur. Neben seiner beruflichen Tätigkeit verfasst er regelmäßig Artikel für das Steindamm Magazin, in denen er über lokale Themen berichtet und seine journalistische Expertise einbringt.