In der Ukraine tobt eine intensive Debatte über die strategische Ausrichtung ihres militärischen Vorgehens: Sollen Drohnen oder Raketen der zentrale Schwerpunkt im Krieg gegen Russland sein? Während autonome Drohnen zunehmend als Gamechanger betrachtet werden, gibt es auch Stimmen, die Raketen als unverzichtbar für den Sieg ansehen.
Drohnen als technologische Trumpfkarte
Laut einem Bericht des Wall Street Journal setzt die ukrainische Armee vermehrt auf autonome Drohnen, die in der Lage sind, elektronische Abwehrsysteme der russischen Streitkräfte zu umgehen. Diese Drohnen sind mit kostengünstigen Skynode-Mini-Computern ausgestattet, die vom US-Unternehmen Auterion hergestellt werden. Sie fungieren nicht nur als Flugsteuerung, sondern übernehmen auch die Kontrolle in der letzten Phase eines Angriffs.
„Zahlreiche ukrainische Unternehmen haben ähnliche Autopilotsysteme getestet und bereiten sich nun darauf vor, die Produktion dieser sogenannten ‘Killer-Roboter’ auf eine industrielle Ebene zu heben“, heißt es in dem Bericht.
Die ukrainische Armee ist der russischen zahlenmäßig unterlegen. Daher könnte der technologische Vorsprung ein entscheidender Faktor für die Verteidigung des Landes sein. Autonome Drohnen könnten die Zahl der an Kampfhandlungen beteiligten Soldaten erheblich reduzieren, da sie Ziele eigenständig identifizieren und angreifen können. Zudem sind sie eine kostengünstige Alternative zu Raketen und Artilleriegranaten – besonders, falls eine neue US-Regierung unter Donald Trump die Unterstützung für die Ukraine kürzen sollte.
Herausforderung: Produktion in ausreichenden Mengen
Ein zentrales Problem bleibt jedoch die Produktionskapazität. Samuel Bendett, ein Experte des Center for Strategic and International Studies, äußerte im Artikel Zweifel, ob die Ukraine genügend autonome Drohnen herstellen kann, um den Kriegsverlauf entscheidend zu beeinflussen.
Russland hingegen setzt ebenfalls verstärkt auf Drohnen, darunter Modelle, die über Glasfaserkabel gesteuert werden. Während die Ukraine durch schnelle Innovationen punktet, hat Russland den Vorteil, Massenproduktion schneller durchzuführen – ein Ergebnis der zentralisierten Wirtschaft des Landes.
Raketen als unverzichtbares Instrument?
Gleichzeitig vertritt der ehemalige Leiter des ukrainischen Sicherheitsrates, Wladimir Gorbulin, eine klare Position: „Mit Drohnen kann man überleben, aber den Krieg gewinnen kann man nur mit Raketen.“ In einem Interview mit der ukrainischen Nachrichtenplattform Liga.net betonte Gorbulin, dass nur Raketen Russland an den Verhandlungstisch zwingen könnten.
Diese Aussage spiegelt die strategische Herausforderung wider, vor der die Ukraine steht: Drohnen mögen taktisch flexibel und kosteneffizient sein, doch Raketen bieten die Reichweite und Durchschlagskraft, um die russischen Streitkräfte ernsthaft zu bedrohen.
Drohnen oder Raketen: Ein Wettlauf mit der Zeit
Die Diskussion in der Ukraine zeigt, dass es nicht nur um technologische Überlegenheit, sondern auch um Geschwindigkeit geht. Während Russland auf bewährte industrielle Strukturen zurückgreift, setzt die Ukraine auf Innovation. Doch der Schlüssel zum Erfolg könnte letztlich darin liegen, beide Ansätze miteinander zu kombinieren – mit Drohnen für taktische Präzision und Raketen für strategische Dominanz.
Wie sich die Debatte weiterentwickelt und welche Rolle internationale Unterstützung dabei spielt, bleibt eine der zentralen Fragen in einem Krieg, dessen Ausgang die geopolitische Landschaft Europas maßgeblich prägen wird.
