Am Montag hat eine umfangreiche Umgestaltung des Vorplatzes der Drogenberatungsstelle „Drob Inn“ am Hamburger Hauptbahnhof begonnen. Diese Maßnahme ist Teil eines ambitionierten Projekts, das darauf abzielt, die angespannte Situation rund um den Drogenkonsumplatz zu entschärfen und bessere Bedingungen für die dort aufhältigen Süchtigen zu schaffen. Der Vorplatz, der in Spitzenzeiten bis zu 300 drogenabhängige Menschen unter freiem Himmel beherbergt, soll umgestaltet und neugestaltet werden, um sowohl den Abhängigen als auch den Anwohnern und Passanten ein geregelteres Umfeld zu bieten.
Der August-Bebel-Park: Ein Ort im Wandel
Der August-Bebel-Park, eine unscheinbare Sandfläche direkt gegenüber dem zentralen Busbahnhof (ZOB) und in Sichtweite des Kunstgewerbemuseums, hat bisher wenig von der Bedeutung und Funktion, die sein Name vermuten lässt. Zertrampelt, vermüllt und weit entfernt von dem, was man sich unter einer innerstädtischen Grünfläche vorstellt, wurde dieser Ort über die Jahre zu einem inoffiziellen Treffpunkt der Drogenszene. Hier, im Schatten des Hauptbahnhofs, treffen sich täglich Hunderte von Abhängigen, um ihrer Sucht nachzugehen.

Doch diese Situation soll sich nun ändern. Seit Montag ist die Sandfläche zu einer umzäunten Großbaustelle geworden. Die Umgestaltung hat das Ziel, einen Grünstreifen und vor allem eine aufwändig gestaltete Aufenthaltsfläche für die Drogenabhängigen zu schaffen, die dem Ort nicht nur ein neues Gesicht, sondern auch eine neue Funktion geben soll.
Ein Ort der Hoffnung und der Deeskalation
Die Leitung des „Drob Inn“ setzt große Hoffnungen in das Projekt. Lisa Duvinage, die Leiterin der Drogenberatungsstelle, äußerte sich optimistisch: „Wir hoffen, dass die Umgestaltung zu einer Entspannung der Lage beiträgt und auch eine Deeskalation bewirken kann. Die Menschen, die sich hier aufhalten, sind oft extremen Witterungen ausgesetzt. Mit der neuen Aufenthaltsfläche können wir ihnen einen geschützteren Raum bieten, der die ohnehin schwierige Situation erträglicher macht.“
Die Vorstellung ist, dass die Drogenabhängigen sich vermehrt am „Drob Inn“ aufhalten, anstatt in umliegende Bereiche wie den Hauptbahnhof oder das benachbarte Münzviertel auszuweichen. Hier sollen sie nicht nur konsumieren, sondern auch Beratung und Hilfe erhalten, um aus dem Teufelskreis der Sucht herauszukommen.
2,4 Millionen Euro für eine „robuste“ Lösung
Die Umgestaltung des Vorplatzes des „Drob Inn“ ist kein kleines Unterfangen. Mit rund 2,4 Millionen Euro werden umfassende Maßnahmen ergriffen, um einen robusten und funktionalen Raum zu schaffen. Der Fokus liegt auf der Langlebigkeit der Infrastruktur: robuster Bodenbelag, der den ständigen Belastungen durch den Aufenthalt vieler Menschen standhält, wetterfeste Sitzmöbel und Regenschutz, damit die Süchtigen auch bei Regen und Wind einen einigermaßen geschützten Ort haben.
Die neuen Sitzgelegenheiten und Unterstände sollen nicht nur praktischen Nutzen haben, sondern auch zu einer weniger angespannten Atmosphäre beitragen. Statt sich ständig im Freien den Elementen auszusetzen, können die Menschen an einem festen Ort verweilen, der speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Gleichzeitig hofft die Stadt, dass durch die Umgestaltung auch weniger Konflikte mit Anwohnern und Passanten entstehen, die sich über die bisherige Situation beklagt hatten.
Die Notwendigkeit einer Lösung: Keine Alternative in Sicht

Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer sieht in der Umgestaltung des „Drob Inn“-Vorplatzes die einzig realistische Möglichkeit, die Situation rund um den Hauptbahnhof in den Griff zu bekommen. „Es gibt keine Alternative“, sagt er. „Wenn wir keine geeignete Aufenthaltsfläche für die Menschen schaffen, die auf Hilfe und Schutz angewiesen sind, werden sie sich wieder am Hauptbahnhof oder im Münzviertel aufhalten. Das würde die Situation dort weiter verschärfen.“
Neubauer betont, dass es sich nicht nur um eine bauliche Maßnahme handelt, sondern um einen sozialen Eingriff, der dringend nötig ist. Es gehe nicht darum, die Drogenszene zu vertreiben, sondern ihr bessere Rahmenbedingungen zu geben, um den öffentlichen Raum zu entlasten und gleichzeitig den Abhängigen selbst einen würdevolleren Aufenthalt zu ermöglichen.
Kritik und Bedenken: Wird die Umgestaltung reichen?
Trotz der hohen Erwartungen an die Umgestaltung gibt es auch kritische Stimmen. Einige Anwohner fragen sich, ob die geplanten Maßnahmen ausreichen werden, um die tiefgreifenden Probleme der Drogenszene zu lösen. Kann eine neue Aufenthaltsfläche tatsächlich das Konfliktpotenzial entschärfen? Oder verlagert sich das Problem lediglich an einen neuen Ort, ohne die grundlegenden sozialen Probleme zu adressieren?
Auch die Frage nach der langfristigen Wirkung der Umgestaltung steht im Raum. Wird der neugestaltete Vorplatz des „Drob Inn“ tatsächlich die erhoffte Entlastung bringen, oder droht auch dieser Ort bald zu verwahrlosen? Gerade in Anbetracht der vielen sozialen Herausforderungen, die mit Drogenabhängigkeit, Obdachlosigkeit und Armut einhergehen, bleibt offen, wie weitreichend die baulichen Maßnahmen wirklich helfen können.
Ein Hoffnungsschimmer inmitten von Herausforderungen
Die Umgestaltung des „Drob Inn“-Vorplatzes am Hamburger Hauptbahnhof ist zweifellos ein ambitioniertes und mutiges Projekt, das sowohl von der Stadt als auch von den beteiligten Organisationen viel Engagement erfordert. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, um die angespannte Lage zu deeskalieren und den betroffenen Menschen eine bessere Lebensqualität zu bieten.
Doch eines ist sicher: Die Umgestaltung allein wird die tiefsitzenden Probleme der Drogenszene in Hamburg nicht lösen können. Es bedarf weiterhin intensiver sozialer Arbeit, Unterstützung und langfristiger Perspektiven für die Betroffenen, um den Teufelskreis der Sucht zu durchbrechen. Der neugestaltete Vorplatz kann ein wichtiger Baustein in diesem Prozess sein – aber nur, wenn die politischen und sozialen Maßnahmen Hand in Hand gehen.
Hamburg steht vor einer großen Herausforderung, und der neue Vorplatz des „Drob Inn“ könnte ein Hoffnungsschimmer inmitten dieser schwierigen Situation sein. Doch es bleibt abzuwarten, ob die Erwartungen, die an die Umgestaltung geknüpft sind, sich auch langfristig erfüllen werden.
