Seit Montag, dem 7. Oktober 2024, hat die Umgestaltung des Vorplatzes der Drogenberatungsstelle “Drob Inn” am Hamburger Hauptbahnhof begonnen. Dieser Ort, an dem sich in Spitzenzeiten bis zu 300 drogenabhängige Menschen unter freiem Himmel aufhalten, ist seit langem ein Symbol für das sichtbare Elend und die Verzweiflung vieler Betroffener. Mit der Umgestaltung soll nun ein Raum geschaffen werden, der nicht nur Schutz bietet, sondern auch zur Entspannung und Deeskalation beiträgt.
Der August-Bebel-Park: Von einer trostlosen Fläche zur Baustelle der Hoffnung
Der August-Bebel-Park – ein Name, der an Würde und Bedeutung erinnert, doch in Wirklichkeit kaum etwas mit der zertrampelten Sandfläche zu tun hat, die sich über die Jahre direkt gegenüber dem ZOB und dem Museum für Kunst und Gewerbe gebildet hat. Der Park war nicht mehr als ein trostloser Platz, geprägt von Müll, Kälte und Verzweiflung. Seit Montag hat sich jedoch der Anblick verändert: Der Bereich ist nun von Bauzäunen umgeben, denn hier soll eine umfassende Umgestaltung stattfinden.
In den kommenden Monaten soll der Ort ein Grünstreifen und eine aufwändig gestaltete Aufenthaltsfläche für Drogenabhängige werden. Die Idee dahinter ist nicht nur ästhetischer Natur – es geht vor allem darum, einen sicheren Raum für die Menschen zu schaffen, die hier tagtäglich leben, kämpfen und oft in einer Spirale aus Sucht und Elend gefangen sind.
“Drob Inn”: Ein sicherer Hafen inmitten der Großstadt
Lisa Duvinage, die Leiterin des “Drob Inn”, zeigt sich hoffnungsvoll. Sie sieht in der Umgestaltung die Chance, eine dringend benötigte Entspannung der Lage zu erreichen. „Wir erwarten, dass die neue Gestaltung dazu beitragen kann, die Situation zu deeskalieren“, erklärt sie. Es gehe vor allem darum, den Süchtigen einen Ort zu bieten, an dem sie nicht mehr den Launen des Wetters ausgeliefert sind und der sie vor der ständigen Beobachtung durch Passanten schützt.
Die Idee dahinter ist, den drogenabhängigen Menschen mehr Würde und Sicherheit zu geben. Viele von ihnen verbringen den ganzen Tag im Freien, oft unter extremen Bedingungen. Wenn sie die Möglichkeit haben, sich geschützt aufzuhalten, könnte das den Stress reduzieren und in manchen Fällen auch gewalttätige Konflikte verhindern.
Ein Projekt, das Leben verändern könnte – für 2,4 Millionen Euro
Die Gesamtkosten der Umgestaltung belaufen sich auf rund 2,4 Millionen Euro. Das Geld fließt in robusten Bodenbelag, wetterfeste Sitzmöbel und Regenschutz. All das soll nicht nur die Aufenthaltsqualität für die Drogenabhängigen verbessern, sondern auch sicherstellen, dass sie sich weiterhin in der Nähe des „Drob Inn“ aufhalten und nicht in umliegende Gebiete wie den Hauptbahnhof oder das nahegelegene Münzviertel abwandern.
Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer sieht das Projekt als alternativlos. „Wenn wir diesen Ort nicht gestalten und den Menschen einen Raum bieten, dann werden sie sich wieder in andere, problematische Gegenden verlagern“, warnt er. Insbesondere der Hauptbahnhof war in der Vergangenheit oft Anlaufpunkt für Drogenabhängige – eine Situation, die mit der Umgestaltung des „Drob Inn“-Vorplatzes langfristig vermieden werden soll.
Die Zukunft des „Drob Inn“: Schutz vor Witterung und Gaffern
Die Bauarbeiten werden bis ins Frühjahr 2025 andauern. Geplant ist, dass die neugestaltete Fläche den Süchtigen nicht nur Schutz vor Regen und Kälte bietet, sondern ihnen auch eine Art Rückzugsort ermöglicht. Schon jetzt wurden Schichtblenden errichtet, die das Elend, das sich hier abspielt, vor den Blicken neugieriger Passanten abschirmen sollen. Gleichzeitig sollen sie die Menschen, die hier leben, vor dem ständigen Starren und den Vorurteilen schützen.
Die Entscheidung, die Süchtigen durch diese baulichen Maßnahmen vor den Augen der Öffentlichkeit abzuschirmen, ist ein Schritt, der lange überfällig war. Es ist nicht nur eine Frage der Sicherheit, sondern auch des Respekts. Menschen, die auf der Straße leben und mit Suchtproblemen kämpfen, sind oft ohnehin isoliert und stigmatisiert. Die Schichtblenden sind ein erster Schritt, ihnen ein wenig mehr Privatsphäre und Würde zu geben.
Hoffnung auf eine langfristige Lösung
Trotz aller Bemühungen bleibt die Frage bestehen, wie dauerhaft die Umgestaltung des „Drob Inn“-Vorplatzes die Situation verbessern kann. Der Bedarf an sozialen und gesundheitlichen Hilfen für Drogenabhängige ist enorm, und der Kampf gegen die Sucht erfordert nicht nur bauliche Maßnahmen, sondern auch ein tiefgreifendes Umdenken in der Gesellschaft.
Lisa Duvinage und ihr Team setzen darauf, dass die neugestaltete Fläche nicht nur kurzfristig für Erleichterung sorgt, sondern langfristig dazu beitragen kann, die Probleme zu entschärfen. Es gehe darum, den Menschen einen Platz zu geben, an dem sie sich sicher fühlen und wo sie Unterstützung finden können, ohne ständig den Gefahren der Straße ausgesetzt zu sein.
Die Umgestaltung des „Drob Inn“ ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber sie kann nur der Anfang sein. Es braucht ein Zusammenspiel aus sozialer Arbeit, medizinischer Versorgung und gesellschaftlichem Verständnis, um das Leben der Betroffenen nachhaltig zu verbessern. Doch für den Moment ist der neue Vorplatz ein Zeichen der Hoffnung – für die Menschen, die hier leben, und für die Stadt Hamburg, die gezeigt hat, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst ist.
Ein Fazit mit Zuversicht
Die Umgestaltung des „Drob Inn“ am Hamburger Hauptbahnhof ist mehr als nur eine bauliche Maßnahme. Sie ist ein symbolischer Schritt, um den Schwächsten der Gesellschaft einen geschützten Raum zu bieten. Wenn das Projekt im Frühjahr abgeschlossen ist, könnte es nicht nur die Aufenthaltsqualität für die Süchtigen verbessern, sondern auch die Grundlage für ein neues Verständnis im Umgang mit den Problemen der Straße legen.
In einer Stadt, die täglich mit den Herausforderungen sozialer Ungleichheit konfrontiert ist, gibt es keine einfachen Lösungen. Aber das „Drob Inn“ könnte zeigen, dass kleine Schritte in die richtige Richtung große Veränderungen bewirken können – für die, die es am meisten brauchen.
