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Wer hat Angst vorm Hauptbahnhof?Ein nächtlicher Rundgang durch Hamburg thematisiert Unsicherheiten im öffentlichen Raum

HauptbahnhofWer hat Angst vorm Hauptbahnhof?Ein nächtlicher Rundgang durch Hamburg thematisiert Unsicherheiten im öffentlichen Raum
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Lesedauer 2 Minuten

Hamburg – Dunkle Parks, verlassene Haltestellen, Straßen, auf denen nachts nur Männer unterwegs sind: Orte wie diese lösen bei vielen Menschen – insbesondere bei jungen Frauen – Unsicherheitsgefühle aus. Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, organisierte die Kinderrechtsorganisation Plan International anlässlich des internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen einen sogenannten Safety Walk. Der nächtliche Stadtrundgang führte die Teilnehmer:innen an kritische Orte Hamburgs, um gemeinsam über gefühlte Sicherheit und Unsicherheit im öffentlichen Raum zu sprechen.

Stationen der Unsicherheit

Der Spaziergang begann am Steindamm, führte über den Hansaplatz und endete am Hauptbahnhof – Gegenden, die in einer Umfrage von Plan International Deutschland häufig als „kritische Orte“ benannt wurden. Hauptgründe für die Unsicherheit sind sexualisierte Kommentare, unangenehme Annäherungen oder gar Übergriffe, oft begangen von Männern oder Männergruppen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss.

Ein Teilnehmer erklärte, dass allein die Präsenz solcher Gruppen an manchen Orten ausreiche, um ein Gefühl der Bedrohung auszulösen. Die Diskussion während des Rundgangs zeigte jedoch, dass diese Unsicherheitsgefühle oft durch mediale Berichterstattung oder gesellschaftliche Vorurteile, etwa gegenüber Männern mit Migrationshintergrund, verstärkt werden. Eine Teilnehmerin hob hervor, dass problematische Verhaltensweisen wie Alkoholkonsum und Übergriffe auch in anderen Stadtteilen wie St. Pauli vorkommen, ohne dass diese automatisch als „Brennpunkte“ gelten.

Rollenwechsel in öffentlichen Verkehrsmitteln

Ein weiterer Programmpunkt des Safety Walks war eine Fahrt mit der U-Bahn ab dem Hauptbahnhof. Die Teilnehmer:innen schlüpften durch eine Verlosung in verschiedene Rollen, die durch Identitätsmerkmale wie Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung oder körperliche Gesundheit definiert waren. Ziel war es, Empathie zu entwickeln und die Sicherheitswahrnehmung aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.

Viele berichteten von ähnlichen Erfahrungen: Während einige öffentliche Verkehrsmittel nachts ohne Bedenken nutzen, meiden andere bestimmte Haltestellen oder Streckenabschnitte – ein Kompromiss zwischen Freiheit und Sicherheit.

Angsträume durch dunkle Parks

Der letzte Abschnitt des Rundgangs führte durch einen unbeleuchteten Park in Eimsbüttel. Dieser Kontrast zu den belebten Orten zuvor verdeutlichte, wie sehr Dunkelheit das Sicherheitsgefühl beeinflusst. In einer Diskussion berichteten Teilnehmer:innen, dass sie oft Umwege in Kauf nehmen, um solche Angsträume zu vermeiden.

Eine Teilnehmerin zeigte sich besonders frustriert: „Grünflächen und Dunkelheit bieten Erholung von der hektischen Stadt. Es ist traurig, dass wir Frauen ständig zwischen Sicherheit und Freiheit abwägen müssen.“

Lösungsansätze für mehr Sicherheit

Zum Abschluss des Rundgangs wurden Ideen gesammelt, wie Hamburg sicherer gestaltet werden könnte. Neben persönlichen Maßnahmen wie dem Telefonieren mit Freund:innen oder der Nutzung von Hotlines betonten die Teilnehmer:innen die Bedeutung von Zivilcourage.

Dabei wurde aber auch klargestellt: Die Verantwortung liegt nicht bei den Betroffenen, sondern bei der Gesellschaft. Es müsse ein Umdenken stattfinden, damit übergriffiges Verhalten – von anzüglichen Kommentaren bis hin zu körperlichen Übergriffen – konsequent als inakzeptabel erkannt und geahndet wird. Nur so könnten öffentliche Räume für alle sicher werden.

Der Safety Walk zeigte, dass Unsicherheit im öffentlichen Raum viele Facetten hat. Um nachhaltige Veränderungen zu erreichen, braucht es nicht nur städtebauliche Maßnahmen wie bessere Beleuchtung, sondern auch eine klare gesellschaftliche Haltung gegen Gewalt und Übergriffe.

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